Religionen müssen nach Ansicht von Zoodirektor Manfred Niekisch mehr umweltethische Werte vermitteln. „Wir brauchen moderne Interpretationen heiliger Schriften“ sagte er bei einem Dialogforum zum Thema „Religion und Naturschutz“.
Die zweitägige Tagung in der Evangelischen Akademie am Römerberg war ausgerichtet vom Abrahamischen Forum in Deutschland, in dem sich Vertreterinnen und Vertreter von Christentum, Judentum, Islam und Bahai-Religion zusammengeschlossen haben. „Religionen für biologische Vielfalt“ ist eines der Projekte, bei denen das Forum Religion und Naturwissenschaft miteinander in Austausch bringt.
Bibelzitate wie wie „Macht euch die Erde untertan“ könnten nicht mehr so wie bisher oft als Freibrief verstanden werden, betonte Niekisch. Ein Erfolg beim Schutz der Biodiversität sei abhängig vom Konsumverhalten, so der Zoodirektor. Biodiversität sei nämlich nicht nur ein Menschenrecht, sondern auch eine Menschenpflicht. Hier hätten Religionsgemeinschaften eine wichtige Aufgabe, denn sie könnten gläubigen Menschen eine nachhaltige Lebensweise und die Verantwortung der Einzelnen näherbringen. Die notwendigen Ressourcen dazu hätten sie: Eine hohe Zahl von Anhängern und Anhängerinnen, für die deren Regeln handlungsleitend seien, und eine gute Infrastruktur für Bildung, Aufklärung und Bewusstseinsbildung.
Dabei könnten gerade die monotheistischen „abrahamitischen“ Religionen auch etwas von Naturreligionen lernen. Dort nämlich fließen Umweltschutz und Spiritualität oft ineinander, wie Zoodirektor Niekisch betonte. Religiöse Tabus schützten oft Ressourcen, so zum beispiel beim indigenen Volk der Kayapó in Brasilien, die an bestimmten Flussabschnitten nicht fischten, sodass die Fischbestände sich von dort aus regenerieren könnten.