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Aktuell

Von – 1. November 2000

Wenn die Kinder bockig sind

Frau K. ist genervt von den täglichen Machtkämpfen mit ihrer zweieinhalb Jahre alten Tochter: „Laura ist seit einigen Wochen wie verwandelt“, klagt die junge Mutter, „sie bekommt richtige Tobsuchtsanfälle, wenn sie ihren Willen nicht durchsetzen kann. Und dabei war sie doch bislang ein recht heiteres Kind“. Ganz schlimm ist es, wenn Laura nicht anziehen will, was ihre Mutter ihr hinlegt, oder keine Süßigkeiten bekommt. „Ihr Lieblingswort ist Nein, und ich bin mit den Nerven am Ende. Manchmal werde ich so wütend, dass ich über mich selbst erschrecke“, sagt Frau K.
Wohl alle Eltern wünschen sich einen Alltag mit ihren Kindern, der von partnerschaftlichem Umgang und gegenseitigem Vertrauen getragen ist. Die Realität erweist sich jedoch häufig schwieriger als geplant: Gefühle wie Wut, Angst und Hilflosigkeit tauchen auf, und vor allem die eigene Aggression auf das Kind löst Schuldgefühle aus: Gute Eltern dürfen nicht schimpfen, geschweige denn schreien, dieses Bild tragen besonders Mütter noch in sich. Liebevolle Eltern kochen nicht vor Zorn, und reife Erwachsene lassen ihrer Wut nicht freien Lauf. Doch dann ist da der Alltag: Unaufgeräumte Kinderzimmer, verschütteter Saft, stressige Autofahrten und freche Antworten können die Stimmung in wenigen Sekunden umschlagen lassen.

Was ist es eigentlich, was Eltern so wütend macht – Erschöpfung, ein zu hoher Anspruch an sich selbst, zu viel Harmoniebedürfnis, Stress im Beruf? Vielleicht von allem ein bisschen. Ein wesentlicher Grund ist aber auch die enge Beziehung, die Eltern zu ihren Kindern haben. Je größer die Liebe, um so stärker spürt man auch Enttäuschung, Zorn und Wut. Deshalb ist es völlig normal, dass Eltern auf ihre Kinder und Kinder auf ihre Eltern wütend sind. Hier investieren Eltern ihre stärksten Gefühle, in die Kinder setzen sie ihre höchsten Erwartungen. Die Frage ist nur: Wie geht man mit diesen starken Gefühlen um? Wie können Eltern ihren natürlichen Zorn ausdrücken, ohne die Kinder zu kränken oder sie in ihrer Selbstachtung zu verletzen? Und wie können sie auch ihren Kindern beibringen, Zorn konstruktiv und nicht destruktiv zu äußern?

Allgemeingültige Regeln und Patentrezepte gibt es da nicht, denn jedes Kind hat seinen ganz eigenen Charakter. „Kinder sind eben Kinder“, sie durchlaufen Entwicklungsphasen, die nicht nur freudvolle, sondern auch schwierige Verhaltensweisen mit sich bringen. Es ist zum Beispiel typisch für Kleinkinder, dass sie in unterschiedlichen Situationen Wutanfälle bekommen und mit Begeisterung das Wörtchen „nein“ gebrauchen. Elf-und zwölfjährige Kinder widersprechen fast grundsätzlich und stellen alles in Frage, was Eltern von ihnen wollen.

Hilfreich ist es, möglichst viel über solche Entwicklungsphasen zu wissen – denn das eigene ist nicht das erste Kind, das solch unmögliches Verhalten an den Tag legt. Hier bieten zum Beispiel die Vorträge und Kurse der Evangelische Familienbildung eine Möglichkeit, wo Eltern sich untereinander austauschen und neue Wege kennenlernen können, mit ihrer Wut und der Wut ihrer Kinder umzugehen.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. November 2000 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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