“Feste pflegen sich lange zu halten – ihre Motive weniger.” Ob Kurt Tucholsky dabei auch an Pfingsten dachte, ist nicht bekannt. Doch was die Bedeutung dieses nach Ostern und Weihnachten drittwichtigsten Festes im Kirchenjahr anbelangt, sieht es schlecht aus. Immer weniger Menschen können das Pfingstfest mit seinem Grund – dem Heiligen Geist – in Verbindung bringen. Nicht zuletzt deshalb, weil der Heilige Geist als eine der drei Ausdrucksformen Gottes am wenigsten anschaulich zu machen ist. Über den Heiligen Geist konnte Martin Luther in seiner Auslegung des Glaubensbekenntnisses noch klar und deutlich formulieren: “Ich glaube nicht nur, dass der Heilige Geist ein wahrhaftiger Gott ist zusammen mit dem Vater und dem Sohn, sondern auch, dass niemand durch Jesus Christus zum Vater kommen kann, ohne dass der Heilige Geist es wirkt.”
Ein Blick auf die Entstehung des Pfingstfestes zeigt, dass sich die Feier des Heiligen Geistes erst allmählich im Christentum durchsetzte. Ursprünglich war Pfingsten kein eigenständiges Fest, sondern der Abschluss der fünfzigtägigen Freudenzeit, die mit der Osternacht begann. Daher kommt auch der Name des Festes, der im Griechischen “Pentekoste” hieß, der “fünfzigste Tag”. Erst die Entwicklung der kirchlichen Lehre von der dreierlei Gestalt Gottes als Vater, Sohn und Heiliger Geist führte dazu, dass sich auch ein eigenes Fest für Letzteren etablierte.
Inhaltlich geht Pfingsten auf eine Erzählung im zweiten Kapitel der Apostelgeschichte zurück, in der über die Ausgießung des Heiligen Geistes in einer der Versammlungen der ersten Christengemeinde in Jerusalem berichtet wird. Im Pfingstwunder bewirkt der Heilige Geist, dass sich alle versammelten Menschen in ihren Predigten trotz verschiedener Muttersprachen verstehen können. Der Überlieferung zufolge ließen sich an jenem Tag in Jerusalem etwa dreitausend Menschen taufen. Deshalb wird das Pfingstfest auch als Feier der Gründung der Kirche verstanden. Seine wichtigsten Symbole sind die Taube und das Feuer als Zeichen des Heiligen Geistes.