„Was die göttliche Schrift nicht festsetzt, ist nicht nötig, für einen Artikel des Glaubens zu halten.“ Mit solchen Aussagen provozierte Martin Luther zu seiner Zeit die katholische Kirche, nach deren Verständnis die Festlegungen des Papstes und seines Klerus in Glaubensangelegenheiten für die Christenheit verbindlich sind. „Allein die Schrift, allein der Glaube, allein die Gnade“ wird zum vielzitierten Wahlspruch der lutherischen Reformation in Deutschland.
Luthers deutliches Bekenntnis zur Heiligen Schrift als der höchsten Autorität in Glaubensfragen und sein beharrliches Argumentieren mit der Bibel wecken das Bedürfnis nach einer verständlichen Übersetzung, die er gleichermaßen fundiert und sprachlich brillant liefert. Dazu rückt in den protestantischen Gemeinden die Predigt als Auslegung der Bibel in den Mittelpunkt der Gottesdienste. Die „Kirche des Wortes“ ist geboren. Gelebter Glaube und Spiritualität sollen dabei jedoch nicht zu kurz kommen. Stellt doch der Glaube nach der festen Überzeugung Luthers die einzig mögliche Antwort des Menschen auf die Gnade Gottes dar, die ihn seinen Willen tun lässt. „Aber wir Christen glaubens; denn Gottes Wort sagts, und dem Glauben ist nichts unmöglich. Die Vernunft mag sich daran stoßen und ärgern, wie sie will. Am Glauben ist alles gelegen, darauf steht das ganze christliche Leben.“