Von der „Domina“ eines evangelischen Damenstifts bis zur Theologieprofessorin reicht die Reihe von 36 Frauen, die das deutsche Luthertum im späten 19. und 20. Jahrhundert entscheidend geprägt haben und deren Biografien jetzt in einem dicken Buch erschienen sind. In Auftrag gegeben hat das Werk die Historische Kommission des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, und sie hat damit das schiefe Bild wieder gerade gerückt, das entstanden war, nachdem 1998 ihr Band „Profile des Luthertums“ erschienen war – mit 35 Männern und nur einer einzigen Frau.
Dem „Männerbuch“ folgte also nun ein „Frauenbuch“ – aber damit sind die Parallelen auch schon am Ende. Denn während die „bedeutenden Lutheraner“ vor allem für ihre geistes- und theologiegeschichtlichen Ideen gewürdigt wurden, stehen bei den „bedeutenden Lutheranerinnen“ ihre praktischen Lebensleistungen im Vordergrund. Natürlich gab es früher auch nur wenige Theologinnen, dafür aber viele Religionspädagoginnen, Diakonissen oder Pfarrfrauen. Aber fast allen Portraitierten, auch den Schriftstellerinnen und Philosophinnen, war eine Verbindung von Theorie und Praxis wichtig, die „Verleiblichung des Glaubens“, wie die Herausgeberin Inge Mager im Vorwort schreibt.
Eher zwiespältig standen viele der tendenziell eher konservativen evangelischen Frauen zur Frauenemanzipation, einige von ihnen waren jedoch klar feministisch engagiert. Vergleichsweise einig und sehr phantasievoll waren die Protestantinnnen dagegen in ihrem tatkräftigen sozialen Engagement, das einen großen Anteil der Biografien ausmacht.
Frauenprofile des Luthertums. Lebensgeschichten im 20. Jahrhundert. Gütersloher Verlagshaus (2005) 39,95 Euro.