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Aktuell

Von – 1. Juli 2006

Konfessionen in Europa

Die Urlauber zieht es an die See oder in die Berge. Man möchte leben wie Gott in Frankreich oder sich an den sanften Hügeln der Toskana weiden. Man schätzt die Gastfreundschaft in Griechenland oder die Kultur einer Metropole. Interessant kann es aber sein, die konfessionelle Prägung des Urlaubsziels mit in den Blick zu nehmen. Europa ist auch kirchlich betrachtet eine sehr differenzierte und reizvolle Landschaft.

Wer gerne nach Frankreich fährt und dort einen evangelischen Gottesdienst besuchen will, wird so schnell nicht fündig. Die Protestanten bilden dort – ebenso wie in Belgien, Luxemburg, Spanien, Portugal, Italien, Österreich, Polen und anderen osteuropäischen Ländern sowie Griechenland – eine beinahe verschwindende Minderheit von rund fünf Prozent. Staat und Kirche sind in Frankreich strikt getrennt, die Kirchen müssen sich wesentlich selbst finanzieren. Man bemerkt die knappe finanzielle Ausstattung der Evangelischen am Zustand der Gotteshäuser und an der kaum wahrnehmbaren öffentlichen Präsenz im Vergleich zur katholischen Kirche. Heimatgefühle kommen für Reisende aus dem Lande Luthers im französischen Gottesdienst auch deswegen nicht so leicht auf, weil der Protestantismus hier reformiert geprägt ist.

Leichter sind evangelische Kirchen im Norden Europas zu finden, vor allem in Dänemark, Schweden, Norwegen und Finnland. Dort sind zwischen 80 Prozent und 95 Prozent der Bevölkerung evangelisch-lutherisch geprägt. Staat und Kirche haben hier eine starke Verbindung und zwar, bis auf Schweden, in Form einer Staatskirche. Das bedeutet, dass der lutherische Protestantismus offizielle Religion des Staates ist; in Dänemark und Norwegen ist der Monarch zugleich auch Oberhaupt der Kirche. Hier ist die Kirche in der Lage, ein breites Spektrum von Aktivitäten zu übernehmen.

Ansehnliche Zahlen von Protestanten gibt es auch in der Schweiz und den Niederlanden (30 und 25 Prozent), wobei jeweils die Reformierten überwiegen. Nicht nur für geschichtlich Interessierte lohnt es sich, in Europa Spuren von Waldensern und Hugenotten zu verfolgen. Auf eine bunte Vielfalt protestantischer Gemeinden trifft man auch in den USA. Und wer erleben möchte, wie katholische und protestantische Traditionen eine Einheit eingehen können, wird in Großbritannien die Anglikanische Kirche besuchen, die nach Katholiken und Orthodoxen die drittgrößte christliche Konfession überhaupt darstellt.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Juli 2006 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.