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1. Dezember 2006

„Ich mag Kinder total gerne“

Greta Blatt aus Sindlingen ließ sich zur Gruppenleiterin ausbilden

Zuerst war die heute 15 Jahre alte Greta Blatt gar nicht so begeistert, als sie vor drei Jahren mit ihren Eltern von Sachsenhausen nach Sindlingen umgezogen ist. Zwar fand das lebhafte, fröhliche Mädchen mit den dunklen Locken schnell Anschluss im Leibniz-Gymnasium in Höchst, vermisste aber die Mädchengruppe der Maria-Magdalena-Gemeinde. Dort hatte sie immer so gerne gespielt und gesungen, und das hatte mit Schule gar nichts zu tun. In Sindlingen, so ihr spontaner Eindruck damals, gibt es für Kinder nur die Straße zum Spielen.

Foto: Oeser

Foto: Oeser

Greta entscheidet, sich konfirmieren zu lassen, und fängt an, nachmittags in den Jugendclub zu gehen. Zum Musik Hören, Reden, Billard und Kicker Spielen. Sie gewinnt neue Freundinnen und Freunde. „Früher habe ich viel Sport gemacht“, erzählt das 1,90 Meter große Mädchen. „Jetzt spiele ich nur noch Volleyball in der Schule. Ansonsten treffe ich am liebsten Freunde und lese viel.“

Im Jugendclub erfährt Greta auch von der Möglichkeit, eine Ausbildung für Kinder- und Jugendarbeit beim evangelischen Stadtjugendpfarramt zu machen, nach deren Abschluss man die europäische Jugendleitercard (kurz: Juleica) erhält. Sie berechtigt zu freiem Eintritt oder Vergünstigungen in vielen Einrichtungen und Kulturinstituten, in die man mit Kindern und Jugendlichen gehen kann. Also etwa im Schwimmbad, auf der Eisbahn oder im Museum. „Ich mag Kinder wirklich total gerne. Ich habe sogar mein Schulpraktikum im Kindergarten gemacht. Aber ein bisschen Eigennutz war auch dabei“, erklärt Greta selbstbewusst. „Erstens darf man die Juleica auch nutzen, wenn man ohne Gruppe unterwegs ist. Und zweitens sieht das bestimmt mal gut in der Bewerbung aus.“

Die drei Ausbildungswochenenden machen Greta viel Spaß. Sie lernt viele neue Leute kennen – siebzehn Jugendliche zwischen vierzehn und siebzehn Jahren machen mit. „Manchmal hatte das Klassenfahrtcharakter“, erzählt sie und kichert ein bisschen. Bei einem Fest unter dem Motto „Hawaii“, das die Jugendlichen selbst organisieren, wird sie mit einer Freundin zur Moderatorin ernannt: „Wahrscheinlich, weil ich so eine Plappertasche bin.“

Tagsüber lernt die angehende Gruppenleiterin Basiswissen über Gruppen- und Spielpädagogik, über Gruppenkonflikte und verschiedene Führungsstile. „Das läuft aber nicht wie in der Schule, sondern man macht eigene Erfahrungen. Ich habe zum Beispiel festgestellt, dass ich nichts da­ von halte, wenn alle gleichberechtigt etwas entscheiden dürfen. Ich fange sofort an,

zu diskutieren, und manchmal auch zu kommandieren.“

Zentral ist ein eigenes Projekt, das die Jugendlichen wäh­rend der Ausbildung planen, durchführen und der Gruppe präsentieren sollen. „Mir war sofort klar, dass das in Sindlingen ein Spiele-Projekt sein musste“, sagt Greta. Zusammen mit drei anderen Konfirman­dinnen erfindet sie das Projekt „Gruselwald.“ Dabei sind die Kinder Teil einer Geschichte, in der es darum geht, verschiedene Aufgaben zu lösen, um einen Schatz zu bergen. „Am Anfang kamen nur vier Kinder, aber dann sprach es sich herum, und am Ende waren es acht. Da waren wir ganz stolz.“

Von ihrem kirchlichen Engagement erzählt Greta ihren Schulfreundinnen fast nie etwas. „Das ist einfach eine andere Welt. Im Prinzip“, sagt sie, „glaube ich an Gott, aber manchmal zweifle ich auch.“ Für ihre Kinderprojekte sei der Glaube ohnehin nicht so entscheidend. „Da geht es einfach darum, dass die Kinder einen eigenen Ort haben, wo ihnen jemand zeigt, was es für tolle Spiele gibt. Und dafür gibt es in der Kirche genug Platz.“

Stephanie von Selchow

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Dezember 2006 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe .

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