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Aktuell

1. Februar 2007

Ghana begegnen

Spenden gingen um ein Drittel zurück

Da kam die 21-jährige Studentin Sarah Moritz vom Evangelischen Jugendwerk schon ins Stutzen, als sie von ghanaischen Jugendlichen mit der Frage konfrontiert wurde, warum sie ihren Hund zum Arzt bringt. Die Begegnung zwischen den jungen Leuten fand statt im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Presbyterian Church of Ghana statt.

Seit zwanzig Jahren besteht diese Partnerschaft mit regelmäßigen gegenseitigen Besuchen. Fünf Frankfurter Kirchengemeinden beteiligen sich daran, zum Beispiel die Wartburggemeinde in Bornheim. Pfarrer Thomas Diemer gab nach einem Besuch in Ghana den Anstoß. Auch die Gemeinden in Bonames, der Nordweststadt, Seckbach und Nieder-Eschbach sind bei der Partnerschaft dabei, inzwischen auch Institutionen wie das Evangelische Jugendwerk und das Altenpflegeheim Hufe­ landhaus.

Gerade bei älteren Menschen könne der Kontakt mit Menschen aus Ghana einen „Aha-Effekt“ bringen, weiß Petra Noormann, die ehrenamtliche Vorsitzende des Partnerschaftsausschusses. Wenn etwa ghanaische Frauen von ihrem Alltag erzählten, stelle sich schnell Vertrautheit ein. Wie sie mit einfachen Mitteln, viel nachbarschaftlicher Hilfe und Gottvertrauen ihr Leben gestalteten, habe manch eine ältere Frau an die Zeit in Deutschland vor fünfzig Jahren erinnert.

Aber auch die in der evangelischen Jugendarbeit aktive Natalie Laqueur ist begeistert von den Begegnungen und hat neue Freunde gewonnen. „Ich wusste bis dahin nicht einmal, wo Ghana liegt, und die Leute aus Ghana dachten, bei uns liegt immer Schnee“, erinnert sie sich. Die 22-jährige Theologiestudentin hofft nun, dass sie beim Gegenbesuch in Afrika in diesem Jahr dabei sein kann.

Ein Selbstläufer ist die Partnerschaft jedoch nicht, weiß Thomas Diemer. „Das muss gestaltet und immer neu vermittelt werden“, so seine Erfahrung. „Es ist wichtig, mal dahin zu schauen, wo Menschen ihren Glauben unter ganz anderen Bedingungen leben“. In Zeiten, in denen auch die Gemeinden in Deutschland zunehmend unter Geldnot leiden und selbst für die neue Orgel oder den Unterhalt des Gemeindehauses sammeln, wirkt sich das auf die Spendenbereitschaft aus. Um ein gutes Drittel seien die Spenden in den letzten Jahren zurückgegangen, sagt Pfarrer Dietmar Will, der bei den Dekanaten für ökumenische Kontakte zuständig ist.

Im vergangenen Jahr hat Will die ghanaischen Gemeinden besucht und gemeinsam mit ihnen nach Möglichkeiten gesucht, mit dieser Situation umzugehen. 9000 Euro im Jahr sollen weiterhin verlässlich aus Frankfurt nach Ghana geschickt werden, dazu kommen Sachspenden. Erste Projekte, so Will, konnten bereits initiiert werden, bei denen das Geld so eingesetzt wird, dass die Gemeinden in Afrika selbst Einnahmen erwirtschaften können, etwa durch die Herstellung von Seife, den Betrieb eines Schreibwarenhandels oder einer Bäckerei.

Von ihrer Reise nach Ghana erzählen Dietmar Will und Helga Rau vom Zentrum Ökumene am Dienstag, 6. März, um 19 Uhr in der Gemeinde Cantate Domino in der Nordweststadt, Ernst-Kahn-Straße 20.

Lieselotte Wendl / Antje Schrupp

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Februar 2007 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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