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Aktuell

1. März 2008

„HIV ist noch nicht besiegt“

p(einleitung). Die Infektionsrate vonAids steigt inzwischen wieder an

Die evangelische Kirche solle noch kämpferischer ihre „lebensnahen Positionen“ zur Aids-Bekämpfung nach außen vertreten, wünscht sich Jürgen Klee von der Frankfurter Aids-Hilfe. Anders als die katholische Kirche, die die Verwendung von Kondomen verbietet, ist nach evangelischer Auffassung nicht nur Schwangerschaftsverhütung, sondern auch „Safer Sex“ erlaubt, also die Vermeidung von Ansteckungsgefahren jeglicher Art beim Geschlechtsverkehr.

!(kasten)2008/03/seite12_unten.jpg(Mit roten Schirmen und T-Shirts bildeten im vorigen Sommer mehrere hundert Menschen eine riesige menschliche „Aidsschleife“ durch die Frankfurter Innenstadt. Doch auch solche phantasievollen Aktionen können nichts daran ändern, dass das öffentliche Interesse an der Krankheit normalerweise eher gering ist. Und das, obwohl die Infektionsraten auch in Deutschland wieder ansteigen. | Foto: Frank May / dpa)!

Anlass zu einer Diskussion unter dem Motto „Für ein Leben in Würde“ in der Evangelischen Stadtakademie war eine neue Studie der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) über die globale Bedrohung durch den HIV-Virus. „Um Aids ist es in den letzten Jahren still geworden“ bedauerte Gunter Volz, Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung, der die Veranstaltung initiiert hatte – und ein Blick auf die wenigen Zuhörerinnen und Zuhörer im Saal bestätigte dies.

Umso wichtiger sei es, das Thema wieder ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken. Lothar Brock, der als Vorsitzender der EKD-Kammer für nachhaltige Entwicklung die Studie vorstellte, warnte davor, die Erfolge in der medizinischen Behandlung von Aids zu überschätzen. Bei der Krankheit handele es sich um eine globale Epidemie, die nicht besiegt sei. Die Infektionsrate unter jungen Menschen in Europa steige in jüngster Zeit wieder an, und in Afrika sei Aids die häufigste Todesursache.

„Die Studie hat den Standort der evangelischen Kirche zu Aids und HIV in zentralen Fragen aktualisiert und akzeptiert unterschiedliche Lebensweisen“, freute sich Klaus Stehling von der Aids-Hilfe Hessen. Er erinnerte daran, dass dies ein weiter Weg war, denn auch in der evangelischen Kirche habe es früher Stimmen gegeben, die das angeblich „sündhafte“ Verhalten von HIV-Infizierten zur Ursache der Aids-Epidemie erklärten. Nun wünschten sich die Diskutanten, dass das Thema auch in den Gemeinden stärker aufgegriffen wird: „Aids ist nicht das Problem der anderen“, betonte Lothar Brock, „sondern gehört in die Mitte der Kirche.“

Die EKD-Studie fasst die aktuellen Präventionsstrategien zusammen und nimmt ausführlich Stellung zu gesellschaftspolitischen, wirtschaftlichen und ethischen Fragen. Selbstkritisch werde auch benannt, dass sich die evangelische Kirche erst spät zu einem offenen Umgang mit Aids durchgerungen habe, so Brock. Allerdings gebe es in allen Fragen der selbstbestimmten Sexualität und des Gebrauchs von Kondomen gravierende Meinungsunterschiede in den Partnerkirchen und quer durch alle Kon­ fession. Die meisten Kirchen weltweit, auch viele evangelische in Afrika, verurteilen Homosexualität ebensowie unehelichen Sex.

Helga Rau vom Zentrum Ökumene der hessen-nassauischen Landeskirche sah allerdings auch hoffnungsvolle Ansätze bei afrikanischen Partnerkirchen, die inzwischen nicht mehr ausschließlich auf Enthaltsamkeit als einzige Präventionsmaßnahme setzten, sondern den Kondomgebrauch zuließen.

p(autor). Anne-Rose Dostalek

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. März 2008 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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