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Aktuell

1. September 2008

Unterstützung, wenn die Sehkraft nachlässt

Die alte Dame findet einfach nichts mehr in ihrem Schrank. Alle Kleider liegen durcheinander, dazwischen auch andere Gegenstände – es ist zum Verzweifeln. Denn sie ist blind und kann nicht mit den Augen erfassen, was sie sucht. Da kommt die junge Frau aus dem „Helferteam“ gerade recht. Sie gibt ihr die einzelnen Stücke in die Hand, beschreibt sie und sortiert sie dann nach den Wünschen der alten Frau ein. Für die nächste Zeit herrscht wieder Ordnung, und die blinde Frau kann morgens ohne Hilfe entscheiden, welches Kleidungsstück sie anziehen will. Die Helferin hat ihr ihre Augen „geliehen“, könnte man sagen.

Im „Helferteam“, das bei der Blindenarbeit des Diakonischen Werkes für Frankfurt angesiedelt ist, arbeitet eine Gruppe von Empfängerinnen und Empfängern von Arbeitslosengeld II, die solche „Arbeitsgelegenheiten“ wahrnehmen müssen. Sie stellen blinden und sehbehinderten, meist alten Menschen ihre Arbeitskraft zur Verfügung. Das kann die Begleitung beim Einkaufen oder bei einem Arztbesuch ebenso sein wie eine wöchentliche Vorlesestunde.

Und manchmal ist es ein ungewöhnlicher Wunsch, der die Helferinnen vor Herausforderungen stellt. Pati zum Beispiel bereitet sich gerade darauf vor, mit dem von ihr regelmäßig besuchten blinden Mann auf Fahrradtour zu gehen – per Tandem. „Ich habe noch nie auf so einem Ding gesessen“, sagt sie. Nachdem die Frage des Versicherungsschutzes geklärt ist, ist sie zuversichtlich, dass sie das bewältigen wird, und freut sich auf die neue Erfahrung.

Die Menschen aus dem Helferteam sind keine Pflegekräfte und auch keine Haushaltshilfen. Sie übernehmen vielmehr Aufgaben, die von Sozialleistungen nicht abgedeckt sind und die sich die Betroffenen privat nicht leisten könnten, die ihnen aber das Leben erleichtern. Für manche alte Menschen ohne Angehörige ist der Besuch „ihres“ Helfers oder „ihrer“ Helferin der Lichtblick, auf den sie jede Woche warten. Bei vielen entsteht im Laufe der Zeit eine freundschaftliche Beziehung.

55 blinde und sehbehinderte Menschen werden inzwischen von dem Team betreut, dessen Zahl zwischen 18 und 20 Personen schwankt. Wer Hilfe braucht, kann sich an Pfarrer Hans-Georg Döring wenden: vormittags unter Telefon 5302258 oder 0179-6905615.

p(autor). Lieselotte Wendl

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. September 2008 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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