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Aktuell

1. April 2009

Bergpredigt in der Tasche

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Als Pfarrer war er ein charismatischer Redner, als Theologe ging er in den Widerstand gegen die Nazis, als Kirchenpräsident bezog er klare politische Positionen: Zum 25. Todestag von Martin Niemöller am 6. März würdigte die Hessische Kirchengeschichtliche Vereinigung das Wirken jenes Mannes, der als erster Kirchenpräsident (von 1947 bis 1964) die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau maßgeblich prägte. Das Vermächtnis Martin Niemöllers, der mit der Bergpredigt in der Tasche den Weg vom U-Boot-Kommandanten im Ersten Weltkrieg zum Friedensaktivisten der jungen Bundesrepublik beschritt, habe an Aktualität nichts verloren.

Kirchenpräsident Volker Jung bezeugte bei seinem Grußwort in der Evangelischen Stadtakademie am Römerberg „großen Respekt“ vor Niemöllers „unerschütterlichem Glauben an die befreiende Kraft der Worte Jesu“. Niemöllers Name falle zu Recht noch heute oft in kirchlichen Debatten. Jung forderte dazu auf, besonders in den gegenwärtigen Friedensdiskussionen Niemöllers Standpunkten wieder größere Aufmerksamkeit zu schenken.

Den „politischen Niemöller“ rückte hingegen Michael Heymel von der Uni Heidelberg in seinem Vortrag mit Absicht in den Hintergrund. Die öffentliche Wahrnehmung habe zwar vor allem Niemöllers Engagement für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung aufgegriffen, dieser selbst habe sich aber in erster Linie „als Pastor und Prediger des Evangeliums verstanden“. Keine noch so kleine Gemeinde habe ihn vergebens um einen Besuch gebeten. Nicht „fromme Redensarten“, sondern die Frage „Was hat uns Jesus heute zu sagen?“ habe Niemöller umgetrieben.

Die „begnadeten Kanzelreden“ Martin Niemöllers führt Heymel auf einen Glauben zurück, der „Gehorsam im Sinne der Bergpredigt“ heißt. In der Gewissheit, in diesen von Jesus überlieferten Glaubensworten eine auch heute noch gültige Anleitung für ethisches Handeln zu finden, habe Niemöller Menschen aufgerüttelt und ihnen klar gemacht, dass christliche Verantwortung immer auch politische Verantwortung sei. Die „Bereitschaft zur Umkehr“ nannte Heymel dabei als den stärksten Eindruck, den Niemöller auf andere Menschen hinterlassen habe.

p(autor). Doris Stickler

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. April 2009 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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