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Aktuell

1. Juli 2009

Geldsorgen können Paare in die Krise treiben

„Wir haben eine Paarkrise, ausgelöst durch die Finanzkrise“ – Anmeldungen dieser Art haben seit einiger Zeit bei der Paarberatung im Evangelischen Zentrum im Haus am Weißen Stein rapide zugenommen. „Verlust des Lebensstandards – das klingt auf den ersten Blick wie ein Luxusproblem“, sagt Vera Dietl-Krüger, die Leiterin der Paar- und Lebensberatung. „Wir stellen aber fest, dass zunehmende äußere Belastungen latente Paar-Probleme heftig zuspitzen können.“

In Frankfurt müssen vor allem Banker, IT-Manager und Werber zurzeit finanzielle Einschnitte hinnehmen und bangen um ihren Arbeitsplatz und die Altersvorsorge. Manche müssen ihre Häuser verkaufen oder in andere Stadtviertel umziehen. Wer an den gewohnten sportlichen und kulturellen Veranstaltungen nicht mehr teilnehmen kann, fällt schnell aus seinem sozialen Umfeld. Wenn der Mann bisher Alleinverdiener war, bedeutet es eine große Umstellung für die ganze Familie, wenn die Frau aufgrund der Finanzlage wieder in ihren Beruf einsteigen oder mehr arbeiten muss.

„In der Paarberatung helfen wir erst einmal, die Probleme zu sortieren“, erklärt Dietl-Krüger. „Was ist jetzt wichtig? Wo steht jeder für sich, wo steht das Paar? Muss ein Arzt oder eine Schuldnerberatung hinzugezogen werden?“ Mit ihren kirchlichen Hintergrund genieße die Beratungsstelle in Eschersheim einen gewissen Vertrauensvorschuss. Sie nimmt – im Gegensatz zu vielen Therapeutinnen und Therapeuten – auch Notfälle an.

„Außerdem haben die meisten Leute ja kein pathologisches Problem, sondern reagieren eigentlich ganz normal auf die Veränderungen“, erklärt Dietl-Krüger. Sie drängt vor allem darauf, dass das Paar die Krise gemeinsam bewältigt und sich weder Mann noch Frau die Verantwortung alleine auf die Schultern lädt.

Kindern müsse man erklären, dass durch diese Probleme der Familienzusammenhalt nicht bedroht sei, dass sie aber eventuell auf einiges verzichten müssen. „Im besten Fall kann es eine Chance sein, wenn alte Muster sich verändern“, glaubt die Therapeutin. „Manche Paare zerbrechen aber auch daran.“

p(autor). Stephanie von Selchow

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Juli 2009 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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