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1. September 2009

„Doping“ bei der Arbeit ist keine Lösung

Jeder fünfte Beschäftigte in Deutschland hält es für vertretbar, die eigene Arbeitsleistung mit verschreibungspflichtigen Medikamenten zu steigern. Das hat eine repräsentative Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK ergeben. Tatsächlich nehmen demnach aber nur 1,5 Prozent der Befragten aus diesem Grund Medikamente ein, meistens solche, die eigentlich zur Therapie von Krankheiten wie Alzheimer, Depressionen, Aufmerksamkeits- oder Schlafstörungen zugelassen sind.

Frauen bevorzugen dabei in der Regel beruhigende, stimmungsaufhellende Mittel gegen depressive Verstimmungen oder Ängste. Auf diese Weise versuchen sie, die unterschiedlichen Rollenanforderungen, die Familie und Beruf mit sich bringen, zu bewältigen, so die Erfahrung von Edith Schmidt-Westerberg, Leiterin der Evangelischen Suchtberatung in Frankfurt. Männer neigen eher dazu, aufputschende und konzentrationsfördernde Präparate zu nehmen, um dem Leistungsdruck am Arbeitsplatz standhalten zu können: ein Konglomerat aus Angst vor dem Jobverlust, Konkurrenz und dem Zwang, ständig erreichbar zu sein.

„Menschen, die bereits medikamentenabhängig sind oder merken, dass sie in eine Abhängigkeit hineinrutschen, können bei einer Beratungsstelle Hilfe finden“, sagt Schmidt-Westerberg. „Leider gibt es aber auch viele, die sich ihre Abhängigkeit gar nicht bewusst machen.“ Aber „Doping“ am Arbeitsplatz ist auf Dauer keine Lösung. Vielmehr kommt es darauf an, Verhaltensweisen zu finden, um mit Arbeits- und anderen Anforderungen besser umzugehen: nicht durch Medikamente, sondern aus eigener Kraft. Oft führten etwa innere Einstellungen wie „Meine Arbeit ist nicht gut genug“ oder „Niemand sieht, was ich leiste“ zu Blockaden, die es aufzulösen gelte. Auch regelmäßige Entspannung könne helfen, die innere Balance zu finden.

„Man muss sich klarmachen, dass Medikamente zwar kurzfristig helfen können, aber letztlich in einen Teufelskreis führen“, unterstreicht Schmidt-Westerberg. Angst und Verunsicherung führen dazu, dass man sich nichts mehr zutraut oder aber die eigenen Grenzen ständig überschreitet, und das führt am Ende zum Burn-Out. Auf jeden Fall sei es ratsam, den Beipackzettel eines Medikaments genau zu lesen, so der konkrete Rat der Suchtberaterin. Auf Dauer sollte man sich nichts vom Arzt verschreiben lassen, was abhängig macht.

p(autor). Stephanie von Selchow

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. September 2009 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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