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Aktuell

1. September 2009

„So entsteht Gemeinde am Flughafen“

Frieden – Salam – Shalom: Das Logo mit der Friedensbotschaft über der Treppe in der Abflughalle B am Flughafen Frankfurt dient als Wegweiser: In den dahinter liegenden Räumen gibt es nicht nur eine Kapelle und die evangelische und die katholische Seelsorge, sondern auch einen christlich-orthodoxen Andachtsraum, eine Moschee und eine Synagoge.

Innerhalb dieses Verbundes ist die evangelische Kirche sehr präsent. Insgesamt gibt es drei christliche Kapellen in verschiedenen Bereichen des Flughafens, zwei weitere sollen gebaut werden. Jeden Mittag findet eine Andacht statt und einmal im Monat ein „Lunchtime-Konzert“.

!(kasten)2009/09/seite08_unten.jpg(Pfarrerin Ulrike Johanns im Gespräch: Seit zwölf Jahren arbeitet sie am Frankfurter Flughafen und ist Ansprechpartnerin sowohl für Reisende als auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Airlines, der Fraport und der zahlreichen Dienstleistungsbetriebe. | Foto: Rolf Oeser)!

„Die Kapelle ist für viele Mitarbeitende und Reisende ein Stück Beheimatung in diesem umtriebigen und schnelllebigen Drehkreuz zur Welt“, erklärt Ulrike Johanns, die seit zwölf Jahren evangelische Pfarrerin am Flughafen ist. Jeden Tag tritt sie mit einer Vielzahl ihrer „Gemeindemitglieder“ in Kontakt: Insgesamt sind es 72000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 78 verschiedenen Nationen, die an der Abfertigung, bei der Security, der Bundespolizei, der Fraport AG, den Airlines oder den unzähligen Dienstleistungsbetrieben arbeiten. Oft entstehen Gespräche auf dem Gang, in der Abflughalle oder in der Kantine.

„Anfangs sind es vielleicht nur Frotzeleien“, sagt Johanns, „aber wenn man die Menschen öfter trifft, reden sie etwa auch über Sorgen mit alten Eltern, eine Überschwemmung in ihrem Heimatdorf in Ghana oder fassen den Mut, am Arbeitsplatz ein Problem mit ihrem Vorgesetzten zu besprechen.“ Besonders gefragt ist die Seel­sorgerin bei Trauerfällen: „Wenn Kollegen oder Kolleginnen gestorben sind, werde ich oft gebeten, eine Gedenkfeier in unserer Kapelle zu halten. Wenn Menschen Jahrzehnte zusammen arbeiten, entstehen Lebenszusammenhänge, die bindend sind.“

Um eine „Kultur des Erinnerns“ am schnelllebigen Flughafen zu etablieren, hat Johanns eine Gedenktafel in der Kapelle anbringen lassen: Unter einem eingravierten Engelsflügel stehen die Namen derer, für die dort eine Trauerfeier stattgefunden hat. Hilfestellung und Seelsorge bietet die Pfarrerin aber auch Reisenden und Angehörigen in kleineren und größeren Notlagen. Mit 24-stündiger Rufbereitschaft sind die evangelische und katholische Seelsorge fest in den Notfallplan der Fraport eingebunden. „Wenn Security, medizinischer Dienst, Rettungsassistent und Pfarrerin in Krisensituationen zusammenarbeiten, kommt oft ein Wir-Gefühl auf“, erzählt Ulrike Johanns, „auch so entsteht Gemeinde am Flughafen.“

Als Leiterin des Arbeitsbereichs „Kirche am Flughafen“, der zum Diakonischen Werk des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt gehört, wird Johanns von einer Kollegin in der Flüchtlingsunterkunft und sieben Mitarbeitenden beim kirchlichen Sozialdienst, beim Flüchtlingsdienst und der Abschiebebeobachtung unterstützt. Für den größten Flughafen in Deutschland wünscht sie sich jedoch eine weitere Pfarrstelle, um den vielfältigen pastoralen Herausforderungen der „Airport City“ besser gerecht werden zu können.

p(autor). Stephanie von Selchow

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. September 2009 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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