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Aktuell

1. Oktober 2009

Geldanlagen gegen die Armut

p(einleitung). Oikocredit: Mit ethischem Wirtschaften Zuwächse trotz Krise

Beim Förderkreis Hessen-Pfalz der christlichen Entwicklungsgenossenschaft Oikocredit gab es im September ein Doppelereignis zu feiern: das 30-jährige Bestehen und den Umzug von Kassel in die neue Geschäftsstelle im Ökumenischen Zentrum Christuskirche am Beethovenplatz im Frankfurter Westend. Dass die Feier auf den Jahrestag der Lehman-Pleite fiel, nahm der Vorsitzende Stefan Weiß als willkommenen Zufall. Im Gegensatz zu vielen anderen Geldinstituten habe Oikocredit die Finanzmarktkrise nicht nur unbeschadet überstanden, sondern sogar Gewinne und Zuwächse verzeichnet. Für den Pfarrer ein Beweis, dass man „die besseren Geldanlagen geboten“ habe.

Mit der Vergabe von Mikrokrediten an Menschen in armen Ländern – ein Konzept, das Oikocredit schon seit langem verfolgt – „machen wir wichtige und gute Arbeit“, betonte Weiß. Allein im Förderkreis Hessen-Pfalz hielten über tausend Mitglieder Genossenschaftsanteile von rund sieben Millionen Euro.

Deutschlandweit erzielten die acht Förderkreise in den vergangenen fünf Jahren ein jährliches Wachstum von 15 Prozent und sind mit ihrem Anlagekapital über 150 Millionen Euro geklettert. Weltweit sorgen dreißig Förderkreise dafür, dass Oikocredit gegenwärtig Darlehen von 375 Millionen Euro vergeben und damit rund 17 Millionen Menschen in aller Welt unterstützen kann.

Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung würdigte Oikocredit als „wichtigen Beitrag zur Gerechtigkeit in der einen Welt“. Die Mikrokredite seien eine Erfolgsgeschichte und beispielhaft für nachhaltiges Wirtschaften. Auf der Empfängerseite hätten sich die Darlehen als „beste Form der Selbsthilfe“ herausgestellt. Auf der Anlegerseite bestehe die Sicherheit, dass das Geld in einen ethisch verantwortlichen Umgang mit Ressourcen fließt. Auch die Evangelische Kirche in Hessen und Nassau habe einen Teil ihres Geldes hier angelegt.

Die Reputation, die Oikocredit hierzulande bei mehr als 16?000 Einzelpersonen und kirchlichen Einrichtungen genießt, führt Deutschlandvertreter Florian Grohs auf das klare „Nein zu kurzfristigen Renditen“ und den Verzicht auf Boni zurück. Vielmehr setze man auf langfristige Partnerschaften und stehe für ethische Werte. Aus diesem Grund hätten die Anleger auch während der Finanzkrise kein Geld abgezogen. Das gezeigte Vertrauen bestätigt für Brigitte Bertelmann vom evangelischen „Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung“ die Arbeit von Oikocredit. Das Verlustrisiko sei minimal, der Zinssatz von zwei Prozent höher als bei einem normalen Banksparbuch.

Mit der Umsiedelung nach Frankfurt hofft Oikocredit auf mehr Vernetzung und einen steigenden Bekanntheitsgrad. Hier wird nun auch erstmals ein hauptamtlicher Mitarbeiter sitzen. Der frühere Schatzmeister Pfarrer Karl Leonhäuser wünscht sich, dass möglichst viele Menschen das Potenzial der Genossenschaft entdecken.

p(autor). Doris Stickler

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Oktober 2009 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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