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Aktuell

1. Oktober 2009

„Regenbogenarbeit“ in Sossenheim

„Kennen Sie Chlodwig Poth, den Karikaturisten? Er hat hier gelebt und den Stadtteil aus seiner Sicht gezeichnet“, erzählt Horst Klärner. Seit über 25 Jahren ist er Pfarrer in Sossenheim, im Westen Frankfurts, die meiste Zeit in der früheren Tiberias-Gemeinde, die 1998 mit der Dunantgemeinde zur Regenbogengemeinde fusionierte.

„Regenbogen“, das ist Beschreibung der Vielfalt des Gemeindelebens und Programm zugleich: Sommerwerkstatt und „Engelabend“, meditatives Gehen und Gesprächskreis, Besuchsdienst und Frauentreff, Fotofreunde und Bibelkreis, Senioren, Kinder- und Jugendgruppen, Regenbogenchor und Gottesdienste, Feldenkrais und Einzelgespräche für Trauernde: für jede Altersgruppe und für ganz unterschiedliche Lebenslagen und Bedürfnisse gibt es Angebote in der Gemeinde, die sich nach dem Segenszeichen aus der Noahgeschichte der Bibel benannt hat.

!(kasten)2009/10/seite08_unten.jpg(Ein Sinnbild für die Kontraste, die den Stadtteil prägen: Die Hochhäuser der Dunant-Siedlung und der alte Ortskern von Sossenheim. Die Regenbogengemeinde umfasst beides und will Brücken schlagen zwischen den unterschiedlichen Lebenswelten. | Foto: Rolf Oeser )!

Der Regenbogen ist für den Seelsorger auch Symbol für das, was die Gemeinde sich vorgenommen hat: Brücken schlagen – zu den Menschen im Stadtteil, zu und zwischen denen, die ganz verschiedene Muttersprachen sprechen. Nach dem 11. September 2001 gründete sich ein Interkultureller Arbeitskreis, im Januar da­rauf fand dann das erste interreligiöse Friedensgebet statt. Das gibt es immer noch jedes Jahr und zusätzlich ein Multi-Kulti-Straßenfest auf dem Gemeindegelände.

Christen und Muslime leben und arbeiten im Stadtteil, mit dem viele die Hochhaussiedlung verbinden, gut zusammen: eine gemeinsame Dialogreihe hat gerade stattgefunden, jetzt stehen ein Moscheebesuch und eine interkulturelle Filmwoche an. Auch die katholische Gemeinde macht mit, ebenso arbeiten die muslimische Kindertagesstätte „Die Ameisen“ und die Kitas der evangelischen Gemeinde zusammen.

Diese „Regenbogenarbeit“ ist ein Herzstück der Gemeinde, so Pfarrer Klärner. Er freut sich darüber, dass bei der Fußwaschung im Gründonnerstagsgottesdienst mit den Kindergartenkindern auch muslimische Eltern dabei sind – ein Zeichen für gelungenen Dialog. Der Brückenschlag geht aber auch ökumenisch zur katholischen Gemeinde und zwanzig Jahre nach dem Mauerfall weiterhin zur Partnergemeinde in Möringen in der Altmark. Heute geht es da nicht mehr um finanzielle Unterstützung, sondern um Austausch.

Die Finanzen drücken die Gemeinde selbst bei der Frage der Zukunft ihrer Gebäude: das „Haus Dunant“ in der Schaumburger Straße soll irgendwann vom Gemeindehaus zum Kindergartenhaus werden. Zukunftssicher ist es bereits mit einer Fotovoltaikanlage auf dem Dach ausgestattet. Das Haus Tiberias in der Westerwaldstraße und die alte Dorfkirche will die Gemeinde behalten: „Wir sind Kirche vor Ort“, sagt Fred von Heyking, langjähriger Kirchenvorsteher, „besonders für die, die nicht mehr zum Gottesdienst gehen können. Darum ist die Gemeinde auch regelmäßig mit Gottesdiensten und Bibelstunden im Victor-Gollancz-Haus präsent.

Alte und junge Menschen, Hochhäuser und alter Dorfkern, Familienleben und Kinderarmut – Sossenheim ist auch ein Stadtteil der Kontraste, der gut mit dem Brückenschlag der Regenbogengemeinde lebt.

p(autor). Gunda Höppner

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. Oktober 2009 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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