Handbuch bietet Analysen und Vorschläge
„Es reicht! Für alle!“ – so haben Martin Schenk und Michaela Moser ihr Buch überschrieben. Der Sozialexperte der österreichischen Diakonie und die Vizepräsidentin des Europäischen Anti-Armuts-Netzwerkes möchten die Diskussionen über Armut und Reichtum auf eine fundierte Basis stellen. Sie zeigen, dass Armut kein ökonomisches Naturgesetz ist, sondern dass man mit politischen Maßnahmen etwas dagegen tun kann.
Das Buch enthält neben aktuellen Studien und Statistiken vorallem Geschichten von Menschen mit Armutserfahrungen. Sie zeigen, dass „Armut“ von Fall zu Fall sehr unterschiedlich aussehen kann. Am Ende jedes Kapitels gibt es konkrete Ideen, was politisch getan werden könnte.
Wie lässt sich Armut definieren? Gibt es in Deutschland überhaupt „arme“ Menschen – verglichen mit Afrika? Ist Bildung und Aufklärung die einzige Lösung? Sind die Betroffenen nicht auch selber schuld? Solche Fragen werden ausführlich diskutiert. Dabei lenkt das Buch die Aufmerksamkeit auch auf die „weichen“ Faktoren. Denn Armut bringt nicht nur materielle Probleme mit sich wie schlechte Wohnungen, Krankheiten, mangelhafte Kleidung. Die Betroffenen leiden auch darunter, dass ihr Selbstbewusstsein angeknackst ist, dass Freundschaften zerbrechen und dass sie die eigene Lebensplanung nicht mehr in der Hand haben. Um dies zu ändern, braucht es nicht nur wirtschaftliches, sondern auch kulturelles Umdenken.
Martin Schenk, Michaela Moser: Es reicht! Für alle! Wege aus der Armut. Deuticke, Wien 2010, 19,90 Euro.