Kirchenpräsident Jung sprach vor der Dekanatssynode Nord
Der konsequente Rücktritt von Margot Käßmann hat die evangelische Kirche nach Ansicht von Kirchenpräsident Volker Jung nicht Vertrauen gekostet, sondern sie gestärkt. Vor der Synode des Frankfurter Dekanates Nord sagte Jung, er bedauere Käßmanns Rücktritt vor allem deshalb, weil sie Akzente gesetzt und evangelische Positionen in die Gesellschaft hineingetragen habe.
Bei der konstituierenden Sitzung der Dekanatssynode Nord sprach Jung auch über die aktuelle Lage der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). In Frankfurt gibt es vier Dekanate, die die gemeindeübergreifende Arbeit bündeln. Sie werden von den Gemeinden mit Delegierten beschickt. Nach den Kirchenvorstandswahlen 2009 setzen sie sich jetzt neu zusammen.
Zu ihrem Präses, zum Vorsitzenden des Dekanatssynodalvorstandes, wählten die Delegierten Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn. Der 63 Jahre alte Journalist wird die Geschicke des Dekanats, zu dem 22 Kirchengemeinden mit rund 40?000 Mitgliedern gehören, für die kommenden sechs Jahre leiten. Er betonte in seiner Wahlrede, dass er sich als „Brückenbauer“ zwischen den Gemeinden, Dekanaten, dem Frankfurter Regionalverband und der Landeskirche verstehe.
Kirchenpräsident Volker Jung verteidigte die Entscheidung der Landessynode, das „Leitende Geistliche Amt“ abzuschaffen. Dort haben bisher die Pröpste und Pröpstinnen, der Kirchenpräsident und seine Stellvertreterin die geistliche Leitung der Kirche wahrgenommen. In Zukunft bilden sie zusammen mit der rechtlichen Kirchenleitung ein gemeinsames Gremium. Dies sei keine Hierarchisierung, sondern ein gemeinsames Bischofsamt, betonte Jung. Die Pröpste und Pröpstinnen behielten die geistliche Leitung in ihrem Bereich und würden das Bischofsamt in ihrer jeweiligen Region ausüben.
Die EKHN will nach Auskunft von Jung die Dekanate stärken, weil sie darauf setze, dass von dieser Ebene entscheidende Impulse für die Kirche ausgehen. Frankfurt müsse überlegen, ob ein gemeinsames Stadtdekanat nicht doch die angemessene Form sei. Entsprechende Reformversuche waren in der Vergangenheit gescheitert. Nach der Neu-Konstituierung der Leitungsgremien stehe in der Landeskirche eine Revision der Lebensordnung an, die als „Richtschnur des kirchlichen Lebens“ gilt, sagte Jung. Außerdem solle die Kooperation mit der Kirche in Kurhessen-Waldeck vorangetrieben werden.