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Von – 1. Mai 2010

Kirchen halfen ihren verfolgten Mitgliedern nicht

Mindestens 407 hessische Christinnen und Christen jüdischer Herkunft sind Opfer des Holocausts geworden. Dies ergab ein 2007 begonnenes Forschungsprojekt. Im Jahr 1939 hätten rund 2000 „Judenchristen“ in Hessen gelebt, die meisten in Frankfurt, erläuterte Projektmitarbeiter Hartmut Schmidt. Manche hätten sich bereits zuvor aus Verzweiflung das Leben genommen. „Viele mussten einsehen, dass sie von ihrer Kirche, der sie angehörten, nicht viel zu erwarten hatten.“ Einen organisierten Widerstand der Kirche gegen die Verfolgung ihrer „jüdischstämmigen“ Mitglieder habe es nicht gegeben. Viele Schicksale seien auch weiterhin unbekannt.

Lediglich einzelne Gruppen und Menschen hätten den Verfolgten geholfen, darunter das „Bockenheimer Netzwerk“ in Frankfurt um den Arzt Fritz Karl und den Pfarrer Heinz Welke, so die Historikerin Petra Bonavita. Welke habe auch viele, die in die Konzentrationslager deportiert werden sollten, auf dem Weg zum Bahnhof begleitet. Seiner Frau gegenüber habe er geklagt, dass er oft der einzige Pfarrer sei, der dabei zugegen war. Die Frankfurter Pröpstin Gabriele Scherle schlug vor, die hessischen Kirchensynoden sollten eine öffentliche Anerkennung ihrer Schuld und Verantwortung ablegen. „Diese Menschen haben Furchtbares von ihrer Kirche erlebt.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Mai 2010 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.