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Von – 1. September 2010

Wenn der Urlaub eine Enttäuschung war

Urlaub ist die schönste Zeit des Jahres – so gaukelt es die Werbung vor. Gerade Paare knüpfen viele Wünsche daran: Harmonie, immerwährende Zweisamkeit, gute Erholung, aber auch spannende neue Erlebnisse oder prickelndes Ausleben von Sexualität.

„Der Urlaub wird oft überfrachtet“, sagt Vera Dietl-Krüger, Leiterin der Paar- und Lebensberatung im Evangelischen Zentrum für Beratung und Therapie im Haus am Weißen Stein. „Wenn damit die Erwartung von zwei Wochen Paradies verbunden ist, sind Spannungen und Enttäuschungen vorprogrammiert.“ Wichtiger, als ins Reisebüro zu laufen und das perfekte Programm zu planen, sei es, sich an den Küchentisch zu setzen und darüber zu reden, was man eigentlich vom gemeinsamen Urlaub erwarte.

Sonst kann so viel gemeinsam verbrachte freie Zeit nämlich statt neuer Harmonie handfeste Krisen auslösen. Im September sind die Anmeldezahlen in der Paarberatung am höchsten. Auslöser seien weniger handfeste Kräche, die man im Urlaub hatte, als eine stille Enttäuschung: „Da schaut man sich den Partner dann von der Seite an und denkt: Was habe ich mit dem oder der eigentlich noch am Hut?“, sagt Dietl-Krüger.

Gerade wenn man im Alltag viel zu tun hat, wenn beide berufstätig sind und auch die Wochenenden verplant, brauchen Paare und Familien oft eine Weile, um sich im Urlaub wieder aneinander zu gewöhnen. Es sei daher ganz normal, dass nicht alles harmoniert, so die Familienberaterin.

Deshalb sei es auch nicht ratsam, ständig alles gemeinsam zu machen. Die eine möchte vielleicht lieber im Strandkorb sitzen und lesen, während der andere eine Kirche anschauen oder Beachvolleyball spielen möchte. Dann kann man später wieder zusammenkommen und ein Eis essen. „Mit Kindern ist es noch wichtiger,
sich über solche Sachen zu verständigen“ sagt Dietl-Krüger. „Eine Kunst, die man üben muss.“ Genauso, wie offen über sexuelle Wünsche zu sprechen.

Wichtig sei es auch, sich selbst wirklich zu gönnen, was man tun möchte und erholsam findet, anstatt sich erst zurückzunehmen und später den Partner oder die Partnerin für verpasste Chancen verantwortlich zu machen. Also: Bloß nicht kochen oder waschen, wenn man eigentlich lieber ein Buch lesen oder eine längere Tour unternehmen möchte.

Sowieso ist es besser, nicht das ganze Jahr auf zwei freie Wochen im Sommer hin zu leben, sondern öfter mal etwas Schönes zu unternehmen. „Vielleicht eine aktive Städtereise im Frühjahr und im Sommer oder im Herbst dann mehr Erholungsferien“, rät die Paartherapeutin.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. September 2010 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".