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Aktuell

Von – 1. Dezember 2010

Heiligabend wird banalisiert

Dekan Neuhaus kritisiert den „Eventcharakter“ der Kirche

Wenn am Heiligen Abend die Menschen in die Gottesdienste strömen, denken nur wenige daran, dass in christlicher Tradition der Hauptfesttag von Weihnachten eigentlich der 25. Dezember ist. Doch während am 24. Dezember die Kirchen voll, oft sogar überfüllt sind, werden sie an den beiden Weihnachtsfeiertagen eher spärlich besucht.

„Wir erreichen im Dekanat Höchst an Heiligabend etwa 22 Prozent unserer Kirchenmitglieder“, sagt Dekan Achim Knecht. Hessenweit sei der Besuch sogar auf 30 Prozent angestiegen. „Für mich ist das ein Grund zur Freude.“ Dekan Dietrich Neuhaus vom Dekanat Mitte-Ost teilt die Freude nicht ganz. Der „Eventcharakter“ vieler Heiligabend-Gottesdienste habe zu einer Banalisierung der Botschaft geführt: „Krippenspiele und das ganze Drumherum gehörten früher ins Gemeindehaus.“

Provozierend stellt Neuhaus die These auf, dass die Kirchen selbst schuld seien am mangelnden Besuch der eigentlichen Festtagsgottesdienste. „Es wird an Heiligabend so viel geboten, dass der normale Weihnachtsgottesdienst dagegen blass wirkt.“ Alle seien dann schon erschöpft von dem Trubel am Vortag.

Dekan Knecht glaubt aber nicht, dass der zunehmende Kirchenbesuch an Heiligabend zu Lasten der Feiertagsgottesdienste geht. „Familien tun sich heute schwerer, Weihnachten zu Hause religiös einzubetten. Das übernehmen zunehmend die Kirchengemeinden.“ Mit der Vielfalt der Angebote am 24. Dezember reagiere man einfach auf die Bedürfnisse der Menschen.

Pfarrer Volker Hofmann von der Auferstehungsgemeinde in Praunheim sieht es pragmatisch: „Wir müssen die Menschen dort abholen, wo sie sind.“ Er freue sich über alle, die kommen. Das Wichtige sei, dass die Menschen etwas „mitnehmen“ – ob es das Bild der Krippe ist, ein Lied oder Worte aus der Predigt. Um die Kirche auch am ersten Feiertag zu beleben, feiert die Auferstehungsgemeinde ihren Gottesdienst am Nachmittag mit einem musikalischen Schwerpunkt. Die Besucherzahlen seien dadurch gestiegen.

Für Pfarrer Reiner Haberstock von der Luthergemeinde im Nordend ist das Problem eher hausgemacht. Ob Menschen kommen oder nicht, liege an der „Haltung und Atmosphäre, die die Gemeinde ausstrahlt“. Das beginne schon bei der Gestaltung des Raumes: „Die Menschen sollen sich bei uns wohlfühlen.“

Beim Familiengottesdienst am Heiligabend mit rund 600 Menschen platzt die Lutherkirche fast aus den Nähten, rund 300 kommen zur Christvesper am Abend, gut 100 zur Christmette in der Nacht. An den Feiertagen sei die Kirche mit 60 bis 80 Besucherinnen und Besuchern aber immer noch gut besucht.

„Am 25. feiern wir mit der Kantorei einen wundervollen Gottesdienst mit Abendmahl und einem besonderem Orgelspiel. Am zweiten Feiertag ist bei uns ein Liedergottesdienst ohne Predigt Tradition. Jeder Gottesdienst hat seinen Charakter, wie auch die Menschen, die zu uns kommen“, so Haberstock.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Dezember 2010 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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