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Von – 27. April 2011

Keine Angst vorm Tod

Ulf Nilssons Kinderbuch zu einem heiklen Thema

„Die ganze Welt ist voll von Toten“, sagt die sommersprossige Esther voller Begeisterung. „In jedem Gebüsch liegt ein Vogel, ein Schmetterling oder eine Maus. Jemand muss nett sein und sich um sie kümmern. Jemand muss sie beerdigen.“ Dies und andere Passagen aus seinem Buch „Die besten Beerdigungen der Welt“ las der schwedische Autor Ulf Nilsson im Wechsel mit seinem deutschen Verleger Markus Weber in der Evangelischen Stadtakademie. Die Illustrationen von Eva Eriksson wurden parallel dazu an die Wand projiziert.

An einem Sommertag gründen drei Kinder eine Beerdigungsfirma und beerdigen tote Tiere auf einer Lichtung. Während Esther forsch Leichname sammelt, ist ihr Bruder Putte noch zu klein, um zu verstehen, was vor sich geht: „Wenn es Nuffe besser geht, graben wir ihn wieder aus“, sagt er, als ein Hamster begraben wird. Der schüchterne Ich-Erzähler traut sich zunächst nicht, ein totes Tier anzufassen, sondern nähert sich dem Geschehen mit eigenen kleinen Gedichten, die er bei den Beerdigungen feierlich vorliest.

Das Buch erzählt mit Humor und Einsicht in die kindliche Seele vom Tod. Der Sommertag, den die Bilder einfangen, lässt es leicht wirken. Auf diese Weise wolle er Kindern die Angst vor dem Tod nehmen und Gefühle für sie ausdrücken, erzählt der 62 Jahre alte Autor im Publikumsgespräch. Er selbst habe als Kind große Angst vor dem Tod gehabt. Angst davor, dass sein Meerschweinchen stirbt oder, viel schlimmer, seine Mutter. Damit sei er aber alleine gewesen. Als seine Mutter als alte Frau wirklich gestorben ist, sei das nicht derart schlimm gewesen, wie er als Kind befürchtet hatte. Solche Erfahrungen will er in seinen Büchern, etwa auch in „Adieu, Herr Muffin“ weitergeben.

Im Publikum wurde diskutiert, ob man mit Kindern erst über den Tod sprechen soll, wenn sie danach fragen, oder schon vorher. Gabriela Wenke, lange Jahre Chefredakteurin beim „Eselsohr“, einer Kinder- und Jugendbuchzeitschrift, sagte: „Wenn Kinder mit Erwachsenen zusammenleben, denen sie Fragen stellen können, ist das gut. In den bildungsfernen Familien, in denen ich jetzt vorlese, ist das aber oft nicht so. Da sind Bücher ein guter Zugang.“ Wenn Kinder etwas wirklich nicht hören wollten, so die Expertin, würden sie das schon deutlich machen.

„Die besten Beerdigungen der Welt“ ist im Moritz Verlag erschienen, kostet 12,80 Euro und wird für Kinder ab fünf Jahren empfohlen.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 27. April 2011 in der Rubrik Bücher & Filme, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".