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Von – 26. August 2011

Außer Merkel nicht viel

Frauen kommen in Nachrichten selten vor

Mit Blick auf die steigende Zahl von Journalistinnen hat Frank Schirrmacher vor einiger Zeit den Begriff „Männerdämmerung“ kreiert. Die Alltagsrealität gibt zu derlei Befürchtungen freilich wenig Anlass, so die Publizistin Kerstin Klamroth bei einem Vortrag im Evangelischen Frauenbegegnungszentrum.

In den Vorlesungssälen haben Frauen zwar die Fünfzig-Prozent-Marke deutlich überschritten. In der medialen Arbeitswelt stellen sie aber nur 37 Prozent, und meist auf den unteren Ebenen.

Für Klamroth ist es symptomatisch, dass in 270 deutschen Tageszeitungen gerade mal vier Chefredakteurinnen zu finden seien. Wie sie in ihrem Vortrag „Unerhört – Frauen in den Medien“ mit Statistiken belegte, sind auch die Ressortleitungen zu fast 80 Prozent von Männern dominiert. In den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten hätten Frauenförderprogramme zumindest für einen Anteil von 34 Prozent weiblicher Führungskräfte gesorgt. Dennoch seien auch hier einflussreiche Frauen relativ selten, obwohl die Bildschirmpräsenz von Moderatorinnen wie Sandra Maischberger, Anne Will oder Maybritt Illner einen anderen Eindruck vermittelt.

Ähnliche Missverhältnisse gebe es in der Berichterstattung. Einer Studie von 2009 zufolge würden in lediglich 23 Prozent der Beiträge Frauen im Mittelpunkt stehen – wobei ein Gutteil dieser Prozentpunkte allein auf Kanzlerin Angela Merkel falle. Eine positive Entwicklung verzeichnete Klamroth bezüglich einer „gendersensiblen Sprache“. Es würden kaum mehr Wendungen wie „die Tochter von“ oder „die Gattin von“ verwendet. Auch die Reduzierung von Frauen auf Opferrollen sei mittlerweile selten. Das ändere jedoch nichts daran, dass weiterhin Stereotype kursieren. Bei Politikerinnen zum Beispiel werde unverhältnismäßig oft auf die körperliche Erscheinung Bezug genommen.

Klamroth geht davon aus, dass in Sachen mediale Geschlechtergerechtigkeit auch in Zukunft „eine Menge Kreativität und Phantasie vonnöten“ sind. Ein junges, von Frauen noch zu eroberndes Feld seien zum Beispiel Blogs. Vor allem die einflussreichen und oft zitierten Internetseiten würden überwiegend von Männern geschrieben. Allerdings gebe es zunehmend von Frauen verfasste Blogs, die diese Vormachtstellung langsam ins Wanken bringen könnten.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 26. August 2011 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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