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Von – 1. Oktober 2011

„Unterschiedlichkeit ist normal“

In der Integrativen Schule Frankfurt starten erstmals zwei erste Klassen

Wenn Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam lernen, profitieren davon alle. Trotzdem ist das Modell der integrativen Schule noch immer die Ausnahme. Foto: Rolf Oeser

Nur elf Prozent aller Kinder mit einer Behinderung in Hessen können an einem gemeinsamen Unterricht mit Kindern ohne Behinderung teilnehmen. Dabei zeigt die Integrative Schule in Trägerschaft des Evangelischen Regionalverbandes Frankfurt und der französisch-reformierten Gemeinde bereits seit 1985, dass es möglich ist, im gemeinsamen Unterricht auf die individuelle Lerngeschwindigkeit und die jeweiligen Entwicklungspotentiale einzugehen. Davon profitieren Durchschnittsschüler, Hochbegabte und Kinder mit Behinderung gleichermaßen.

Vier zusätzliche Räume erlauben es der ältesten integrativen Schule in Frankfurt nun, zwei erste Klassen anzubieten. Ab 2014 werden dann alle vier Grundschulklassen verdoppelt sein und insgesamt 160 Schülerinnen und Schüler die Einrichtung besuchen. Mit der Zweizügigkeit geht für Direktor Lutz Kunze ein lang ersehnter Wunsch in Erfüllung. Kinder mit Behinderung in Sonderschulen abzuschieben, sei nämlich „so unsinnig wie Federball bei Windstärke 10“.

Bei der Einweihung der neuen Räume hob Bürgermeisterin Jutta Ebeling die Vorreiterrolle der integrativen Schule hervor. Nach ihrem Vorbild hätten inzwischen 15 Frankfurter Schulen integrativen Unterricht. Sie hoffe, „dass irgendwann alle so arbeiten“, sagte Ebeling. Inklusive Erziehung und Bildung deklariere schließlich auch das neue hessische Schulgesetz zum vorrangigen Ziel. Da „gemeinsamer Unterricht Voraussetzung ist für Inklusion“, hält es die Grünen-Politikerin nur für konsequent, die integrative Schule mit städtischen Mitteln zu fördern, auch wenn sie eine Privatschule ist. Zumal hier die „Kinder nicht nur mit dem Kopf, sondern auch mit dem Herzen lernen“.

Neben den verbindlichen Rahmenlehrplänen stehen auch vernachlässigte Kompetenzen wie Verantwortung, Persönlichkeitsbildung und Wertschätzung auf dem Stundenplan. Das Schulkonzept, das „Unterschiedlichkeit als Normalität“ begreife, resultiert für Pfarrerin Esther Gebhardt aus dem christlichen Menschenbild. Die Vorstandsvorsitzende des Regionalverbandes erinnerte daran, dass „Diversität von Anfang an in der Schöpfung angelegt“ sei. Dass gemeinsamer Unterricht nicht nur zu Toleranz erzieht, sondern auch die Entfaltung von Fähigkeiten fördert, hat sich bei den Eltern schon längst herum gesprochen. Es werden immer viel mehr Kinder angemeldet, als die Schule aufnehmen kann. Dank der Erweiterung konnte Kunze jetzt wenigstens auf Vierzig der weit über hundert Bewerbungen mit einer Zusage reagieren.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Oktober 2011 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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