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Von – 12. Februar 2012

Im Alter wird die Suchtgefahr größer

Foto: Ilona Surrey

Ein Mann, der über sechs Jahre jeden Tag 40 bis 60 Gramm reinen Alkohol zu sich nimmt, gilt als alkoholkrank. Neuronale Bahnen im Gehirn haben den täglichen Konsum als Gewohnheitsmuster abgespeichert: Die Krankheit ist nicht heilbar, aber durch Abstinenz zu stoppen.

Aber weil Sucht ein schleichender Prozess ist, kann es schei

nbar über Jahre gutgehen, wenn einer täglich nach Feierabend drei bis vier Flaschen Bier trinkt. Nur was, wenn er nach der Rente dann vielleicht in ein Loch fällt, sich nicht mehr gebraucht und wertlos fühlt? Wenn er krank wird? Wenn kein stabiler Freundeskreis ihn in einer Lebenskrise auffängt? Dann besteht die Gefahr, dass er plötzlich viel mehr trinkt, auch tagsüber, und dass die Alkoholsucht wirklich zu einem Problem wird.

Suchtkrankheiten verändern sich häufig mit dem Alter. Manche Menschen werden dann auch abhängig von Medikamenten. Um Einsamkeit, Angst oder Langweile abzuwehren, nehmen sie mehr Schlaf- oder Beruhigungsmittel ein, als ihnen gut tut.

Sucht, die Abhängigkeit von Drogen, ist eine Krankheit, die jeden Menschen treffen kann, sagt Edith Schmidt-Westerberg, die Leiterin der Evangelischen Suchtkrankenberatung. Dazu müsse man nicht besonders labil sein, wie ein gängiges Vorurteil laute. Einmal abhängig, komme es darauf an, in welchem Maß und über wie viele Jahre hinweg „riskant konsumiert“ wurde, wie es im Fachjargon heißt. Wenn man Glück hat, genügen Gespräche mit einem Berater, um den Drogenkonsum wieder kontrollieren zu können. Auch Selbsthilfegruppen haben gute Erfolgsquoten: Wer regelmäßig an einer Gruppe teilnimmt, hat bessere Chancen, der Sucht Einhalt zu gebieten. Menschen, die ihren Konsum von Alkohol, Medikamenten oder anderen Drogen nicht reduzieren können, sollten zur Entgiftung ins Krankenhaus gehen und danach zur vollständigen Entwöhnung mehrere Monate in eine Reha-Maßnahme. In der Regel unterstützen die gesetzlichen Krankenkassen das.

„Ich bin fest davon überzeugt, dass ein Mensch, der wirklich etwas gegen seine Abhängigkeit tun will, das auch im hohen Alter noch kann“, erklärt Schmidt-Westerberg. Die beste Vorbeugung gegen Suchtkrankheit im Alter seien Lebenszufriedenheit, Zuversicht, Maßhalten, Bewegung, ein gutes soziales Netz und vielfältige Interessen. Und wer in Lebenskrisen andere Bewältigungsstrategien erlernt hat als den Griff zur Droge, ist ohnehin gut geschützt.

Informationen über Hilfsangebote unter Telefon 069?15059030 oder www.ev-suchtkrankenberatung.de.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 12. Februar 2012 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".