Hinweis

Diese Website wurde am 28. November 2017 archiviert. Neues Online-Angebot: Evangelische Kirche in Frankfurt.

Aktuell

Von – 2. April 2012

„Man fällt nicht vom Glauben ab“

Michael Himmelreich studiert an der Goethe-Uni Theologie

Foto: Ilona Surrey

Michael Himmelreich erzählt gerne vom Theologiestudium an der Frankfurter Goethe-Universität. Besonders gut gefällt ihm, dass die Studienordnung viel Freiraum lässt, das Studium nach eigenen Interessen zu gewichten. Außerdem gehe es zwischen den Professoren und Professorinnen und den wenigen, die fürs Pfarramt und nicht auf Lehramt studieren, recht familiär zu.

Inhaltlich begeistern den 24-Jährigen am meisten die exegetischen Fächer, die sich mit der Auslegung des Alten und Neuen Testaments beschäftigen. Zurzeit freut er sich aber besonders auf ein Jahr Studium in Jerusalem, im Sommer soll’s losgehen.

„Die Freiheit, sich mit dem beschäftigen zu können, was einen wirklich interessiert, empfinde ich als Privileg, geradezu als Luxus“, sagt Himmelreich. Das bedeute aber nicht, dass man nicht viel lernen müsse. Die Voraussetzung für die Zwischenprüfung sind Scheine in Hebräisch, Griechisch und Latein. Nicht wenige Theologiestudierende scheitern an den alten Sprachen. „Ich bin Handballer“, erklärt Himmelreich. „Da lernt man, sich von Rückschlägen nicht abschrecken zu lassen.“

Zu Beginn seines Studiums konnte er sich noch nicht vorstellen, Pfarrer zu werden, mittlerweile aber schon. „Ich finde es sehr schön, mit Menschen aus den unterschiedlichsten Gesellschaftsschichten zusammen zu arbeiten.“ Er wohnt noch bei seinen Eltern in Ober-Eschbach – Ober-Erlenbach, in der dortigen Gemeinde ist er im Kirchenvorstand und leitet wöchentlich eine Jugendgruppe. Vor einer Kürzung von Pfarrstellen in Zukunft hat er keine Angst. „Warum sollte ich mir darüber jetzt schon Sorgen machen?“ sagt er und lacht. Zumal er gehört habe, dass in der hessischen Landeskirche ab 2017 viele Pfarrer und Pfarrerinnen in Ruhestand gehen – also genau dann, wenn er voraussichtlich sein Examen in der Tasche hat.

„Es wird ja oft behauptet, dass gerade Theologiestudierende oft vom Glauben abfallen“, sagt er. „Aber das ist ein Klischee. Im Studium setzt man sich mit theologischen Fragen auseinander und vertieft sein Wissen – und der Glaube wächst sozusagen parallel dazu, natürlich auch an gelegentlichen Zweifeln.“

Himmelreich ist froh, dass seine Eltern ihn evangelisch taufen ließen, obwohl seine Mutter katholisch ist. „Würde ich katholischer Priester werden wollen, dann wäre das ja auch eine Entscheidung für den Zölibat“, sagt er. „Aber ich weiß jetzt noch nicht, ob ich einmal eine Familie gründen will.“

War die Kirche für Himmelreich in seiner Konfirmandenzeit noch eher fern, so fand er den Religionsunterricht in der Oberstufe sehr anregend: die Auseinandersetzung mit ethischen Fragen, aber etwa auch die historische Einordnung der Bibel. Als dann das Theologiestudium an seiner Schule vorgestellt wurde, gefiel ihm, wie breit es angelegt ist, und wie viele Möglichkeiten es bietet, einen eigenen Weg zu gehen.

Das einzige, was ihn an der verfassten Kirche abschreckt, ist die Bürokratie, die ihm starr und träge vorkommt. „Da habe ich mich dann schon manchmal gefragt, ob ich für die arbeiten will“, sagt er. „Aber wahrscheinlich hat man mehr oder weniger in jedem Beruf damit zu tun und muss damit umgehen lernen. Und solange ich später wirklich mit Menschen zu tun habe, ist auch das okay.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 2. April 2012 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe .

Artikel teilen: E-Mail Facebook Twitter Google+

Stephanie von Selchow ist Redakteurin von "Evangelisches Frankfurt".