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Von – 30. April 2012

Fans von Bruno Gröning missionierten in Offenbach

Sie versprechen „geistige Heilung“ mit Hilfe von Heilströmen und verehren Bruno Gröning wie einen Messias: Am Sonntag missionierte der „Bruno Gröning-Freundeskreis“ in Offenbach.

Ein Altar für Bruno Gröning: Der 1959 verstorbene Heiler wird von seinen Fans bis heute wie ein Messias verehrt. Foto: Kurt-Helmuth Eimuth

Die Einladungen, in Blau gehalten, liegen oft in Apotheken aus. „Hilfe und Heilung auf geistigem Weg“ steht da in fetten Lettern. Darunter der Zusatz: „Medizinisch beweisbar“. Das macht neugierig. Veranstalter ist der „Kreis für geistige Lebenshilfe“, eine der unzähligen Vereinigungen in der Nachfolge von Bruno Gröning.

Bruno Gröning erfreute sich in den 1950er Jahren in Deutschland großer Beliebtheit. Mit Hilfe von Stanniolkugeln, so behauptete er, könne er seine eigene Heilkraft auf andere Menschen übertragen. 1958 wurde Gröning wegen Verstoßes gegen das Heilpraktikergesetz verurteilt. Sich selbst konnte er nicht heilen: Er starb 1959 in Paris an Magenkrebs.

Die Klinik hat den Veranstaltungsraum wieder gekündigt

Für seine Anhängerinnen und Anhänger ist Gröning an dem starken Heilstrom gestorben, den er für die Menschheit transformiert hat. In mehreren hundert Gruppen treffen sie sich noch heute im „Bruno Gröning-Freundeskreis“, um den Heilstrom zu erfahren. Und sie missionieren. Vertrauenserweckend ist, dass der Vortrag in einer Klinik stattfinden soll. Allerdings wurde dann die Veranstaltung verlegt. Auf Nachfrage erfährt man, dass die Klinikleitung die Vermietung gekündigt hat.

Gut zwei Kilometer weiter dann der viel zu große Saal eines Hotels am Kaiserlei. Gleich vorne in der Mitte, wie auf einem Altar, ein Bildnis von Bruno Gröning. Langsam füllt sich der Saal. Die meisten kennen sich offenbar aus und setzen sich gleich richtig auf den Stuhl: Beine auseinander, Hände mit der geöffneten Handfläche nach oben. Das ist notwendig – wie man später erfährt – damit der Energiestrom fließen kann. „Es geht darum, dass man sagt: ich bin bereit die Kraft zu spüren“, ermahnt die Rednerin. Man müsse es wirklich wollen. Im Klartext: Wenn es mit der Heilung nicht klappt, ist man selber schuld.

An die Heilkraft muss man glauben – nur dann soll es klappen

Klassische Musik wird eingespielt, dann kommt Doktor Wolfgang Vogelsberger. Die Heilungen seien wissenschaftlich bewiesen, versichert er. Bei jeder zweiten Veranstaltung geschähen Heilungen, insgesamt 75.000 Heilungen seien bereits dokumentiert. Dabei gehe es vor allem um den Glauben, ganz unabhängig von der Religion: „Was wir brauchen, ist eine spirituelle Medizin neben der Naturheilkunde und der traditionellen Medizin.“

Anschließend berichten drei Kronzeugen von ihrer Heilung: Ein Loch im Trommelfell, eine chronische Hautkrankheit, dauernde Kreuzschmerzen – alles wurde „geregelt“, so der hier übliche Ausdruck für Heilung.

Weltweit sollen 60.000 Menschen dieser Heilserwartung folgen. Zur Werbung haben sie eine gut organisierte Maschinerie entwickelt. Dabei spielt auch die Grete-Häusler GmbH eine Rolle, die Filme und Bücher über Gröning vertreibt.

Konservative Lebenswelt wie in den Fünfzigern

Ehemalige Mitglieder berichten von sektentypischer Dynamik: Je mehr man sich engagiere, desto weniger habe man Freunde außerhalb der Gruppe. Man lebe dann völlig in einem sehr eigenen, konservativ geprägten persönlichen Umfeld, mit einem Frauenbild aus den 1950er Jahren. Enge Kleidung sei nicht gewünscht, die Gemeinschaften pflegen Volkstanz, Popmusik und Alkohol werden eher der satanischen Welt zugeordnet.

„Der Bruno Gröning-Freundeskreis steht in der Gefahr, die Grenzen zur Therapie zu verschleiern“, warnt der Vorsitzende der Sekten- und Selbsthilfeinformation Hessen, Conny von Schumann. Dies bedeute eine echte Gefahr, wenn dadurch andere, wirksame ärztliche Behandlungen unterblieben.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 30. April 2012 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Kurt-Helmuth Eimuth ist Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt". Mehr über den Publizisten und Erziehungswissenschaftler ist auf www.eimuth.de zu erfahren.

Kommentare zu diesem Artikel

  • Günter Ruhs schrieb am 1. Mai 2012

    Der Bruno-Gröning-Freundeskreis hat vor Jahren die Familie meines Freundes zerstört. Ich habe mich ebenfalls kritisch mit dieser Gruppierung auseinander gesetzt und finde wieder bestätigt, wie gefährlich solche Gruppierungen für Menschen und Familien sein können. Es müsste viel mehr aufgeklärt werden über die Gefährlichkeit von Sekten und die Gefahren der Manipulation. Hier ist das Kultusministerium gefragt, dass in die Lehrpläne den entsprechenden Stoff einbaut. Ich selbst bin Betroffener bzgl. Jehovas Zeugen und weiß, was Sekten anrichten können. Schade, dass dieses Thema viel zu sehr verharmlost wird.
    Günter Ruhs

  • Detlef K. schrieb am 12. November 2014

    Dieser Artikel hier ist zwar schon 2 Jahre alt, aber lesen kann man ihn noch, also auch noch seinen Komentar dazu geben.

    Schon bei der Überschrift sieht man, dass hier einmal mehr über den BGF hergezogen wird. Da steht, der BGF „missioniere“. Tatsächlich aber wird im BGF nicht gezählt, wieviel“Missionierte“ da waren, sondern wieviel Interessierte. Ins christliche übersetzt wird vom BGF also lediglich Zeugnis von Heilungen gegeben.
    Die Aussage der folgenden Überschrift: „Sie versprechen“geistige Heilung…“hat ebenfalls keinen Wahrheitsgehalt. Liest man mal nach, was dazu auf bruno-groening.de/überblick oder bruno-groening-w.org steht, findet man, dass ganz im Gegenteil vom BGF ausdrücklich keinerlei „geistige Heilung“ versprochen wird.
    Genauso wenig wird Bruno Gröning im BGF „wie ein Messias verehrt“. Gröning bezeichnete sich als Lehrer, der den Menschen lehrt, besser zu glauben, manchmal bezeichnete er sich sogar als Schüler der Menschen. Er wolle keine neue Religion (mit Messias) schaffen. Jeder Freund ist aufgefordert, in seiner Religion zu bleiben.
    Wollte ich nun auf jedes Wort von Herren Eimuth eingehen, würde das sicherlich zum Umfanges eines Buches geraten, man sieht also, wiviel Schaden auch nur eine Unwahrheit anrichtet und wieviel Arbeit es macht, sie wieder aus der Welt zu schaffen. Wer wirklich Interesse an der Wahrheit über Gröning und BGF hat, der sollte sich aus erster Hand informieren und nicht zuletzt auf Grönings Tonbandvorträge 8 YouTube) zurückgreifen.
    Nur noch etwas zu dem Zitat des Herren Conny von Schumann da ganz unten. „Der BGF stehe in der Gefahr, die Grenzen zur Therapie zu verschleiern.- Dies bedeute eine echte Gefahr, wenn dadurch andere, wirksame Ärztliche Behandlungen unterbleiben“.
    Tatsächlich hingegen muß ausnahmslos jeder, der dem BGF beitreten will, an einer Einführung in die Lehre Bruno Grönings teilnehmen. Dort wird man belehrt, dass die Aktivitäten des BGF in Bitten an Gott bestehen und dass das nichts damit zu tun hat, dass man nun nicht mehr zum Arzt gehen braucht. Im Gegenteil, man soll zum Arzt zu gehen wenn es nötig ist, allerdings nunmehr ausschliesslich mit dem Glauben, dass man da geheilt wird. Um eine vorher-nachher-Diagnose für einen Heilungsbericht zu bekommen ist ein Arztbesuch ebenfalls erwünscht, denn vom BGF werden natürlich keinerlei medizinische Praktiken ausgeübt und entsprechend auch keinerlei Diagnosen erstellt.
    DK.