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Von – 29. Mai 2012

Weißfrauen Diakoniekirche: Dschungel aus kommunizierenden Röhren

Die Rauminstallation „Mountains of Disbelief“ von Thomas Hartmann wird noch bis Ende Juni in der Weißfrauen Diakoniekirche im Bahnhofsviertel gezeigt.

Raumgreifende Installation: „Mountains of Disbelief“ von Thomas Hartmann lädt zum Erkunden ein. Foto: Rolf Oeser

Unwirtliche Ecken gibt es viele im Frankfurter Bahnhofsviertel, aber auch einladende. Wie ein Ausrufezeichen markiert der weiße, vielfach durchbrochene Glockenturm der Weißfrauenkirche den Eingang zu einem Ort der Hilfe und Begegnung, in dem manchmal auch Ungewöhnliches zu sehen ist. Drei bis viermal im Jahr wird die Diakoniekirche zur Kunstkirche. Zurzeit ist dort die raumgreifende Installation des in Offenbach lebenden Künstlers Thomas Hartmann zu sehen.

Fragiles Gebilde aus Pappröhren und Papier

Wer sich also dorthin aufmacht, die Treppen zur Kirche hochsteigt und die Tür aufstößt, findet sich unversehens einem Dschungel aus kommunizierenden Röhren gegenüber. Auf Stelzen gestellt ist die Installation „Mountains of Disbelief“, ein fragiles und zugleich stabiles Gebilde aus braunen Pappröhren und Papier, eingearbeiteten Skulpturen und Wohlstandsmüll.

Die Röhren neigen sich einander zu und türmen sich auf. Sie tragen Kugeln und bilden wuchernde Räume. Bis hoch zur Decke, bis zur Orgel, wachsen diese Röhren, und obenauf hat der Künstler bunte Farbtupfer gesetzt. „Escapisten-Kugeln“ (von englisch: escape = Entkommen) hat Hartmann diese  überdimensionierten rundlichen Gebilde genannt, die wie Luftballons über dem begehbaren Gebilde schweben.

Sogar eine Raucherecke kann man finden

„Sie können umher gehen und zeigen: auf bunte Bälle und Kruzifixe, auf Sumo-Ringer-Hosen und Joseph-Silhouetten, auf Teppichröhren und Kruzifixe, auf Günther Grass und Ente, Pfeife und Schlange. Sie können einen eingehegten Altar umkreisen oder eine Raucherecke finden“, sagte Kunsthistorikerin Jutta Pivecka bei der Ausstellungseröffnung. Sie bot auch Interpretationshilfen, indem sie eine Linie vom Berg des Unglaubens, von den „Mountains of Disbelief“ zum ungläubigen Thomas zog.

Dieser Jünger Jesu sei ein Mann gewesen, der nicht glauben wollte, solange er nicht gesehen hatte. „Lass mich in deiner Wunde bohren“ habe Thomas gesagt, und sich damit als durch und durch skeptischer Geist gezeigt, der fast gewaltsam sein Sehenwollen durchsetzte. Der andere Thomas, der Künstler Thomas, zeige nun ein in barocker Fülle ausgestattetes Bildwerk aus Pappe und Papier, das zum Sehen geradezu auffordere.

Den Blick neugierig schweifen lassen

„Hier behält keiner Recht oder wird ins Unrecht gesetzt“, betonte Pivecka und empfahl vor allem eines: Den Blick neugierig schweifen lassen, Bezüge herstellen und sehen, was sich nicht in Worte fassen lässt.

Die Ausstellung in der Diakoniekirche Ecke Weserstraße/Gutleutstraße wird noch bis zum 29. Juni gezeigt. Geöffnet ist sie montags bis freitags von 12 bis 16 Uhr.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 29. Mai 2012 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe , .

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