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Von – 10. August 2012

„Occupy muss weitergehen“

Mit der Räumung des „Occupy“-Camps am Willy-Brandt-Platz ist das Thema nach Ansicht von Vertreterinnen und Vertretern der Frankfurter evangelischen Kirche keineswegs erledigt. „Jetzt kommt es darauf an, das Anliegen weiter zu transportieren“, sagt Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn, Präses des Dekanates Frankfurt Nord und Mitglied im Vorstand des Evangelischen Regionalverbandes. Erwünscht sich, „dass an dem Platz neben dem Euro-Zeichen, etwa in Form eines Info-Containers, dauerhaft ein Gegenpol in der Diskussion über den Machtmissbrauch der Finanzindustrie sichtbar wird.“

Auch Gunter Volz vom Pfarramt für gesellschaftliche Verantwortung hofft, „dass Occupy als Bewegung weitergeht“. Es gebe inhaltlich eine große Schnittmenge zwischen den Kirchen und Occupy, beide würden „die sozialen Verwerfungen des Finanzkapitalismus“ anklagen. In den vergangenen Monaten hat Volz vielfältige Beziehungen zu den Aktivistinnen und Aktivisten geknüpft, unter anderem besuchte er das Camp mit einer Konfirmandengruppe. „Das Camp hatte auch ein prophetisches Moment für die Gesellschaft“, sagt Volz, „dieser Impuls sollte aufgenommen werden.“

Von Anfang an hatte die Kirche Kontakt zu den Protestierenden im Camp gesucht. An Weihnachten brachten Pröpstin Gabriele Scherle und Dekanin Ursula Schoen Kekse vorbei und suchten das Gespräch. In einem Interview mit ekhn.de forderte Scherle jetzt, dass „Banken ihre Renditeerwartungen – nach den Maßstäben der Gerechtigkeit – nicht von der allgemeinen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung abkoppeln“ sollten.

In der Matthäuskirche brachte die Hoffnungsgemeinde Gemeindemitglieder, Occupy-Aktivisten und Studierende der Frankfurt School of Finance zusammen. „In den Gesprächen wurde spürbar, dass hinter den Occupy-Protesten ein existenzielles Anliegen steht“, sagt Pfarrerin Jutta Jekel. „Die Frage bleibt, wie es weitergehen kann, damit nicht Geld in Massen verbrannt wird, viele Menschen arm bleiben und Wirtschaft nur noch virtuell gemacht wird.“

Beim J.P. Morgan-Lauf hing ein großes Transparent mit der Aufschrift „Joggupy – Wir laufen gegen Zockerei“ an der Kirche – der Slogan, unter dem die Läuferinnen und Läufer von Kirche und Diakonie daran teilnahmen. Auch viele Bankangestellte fänden die von Occupy aufgeworfenen Themen und Fragen wichtig, erfuhr Jekel bei Gesprächen am Rande des Laufs.

Wolf Gunter Brügmann-Friedeborn ist auch noch ein anderer Aspekt wichtig, nämlich „die Not von heimatlosen entwurzelten Menschen und in Verwahrlosungsgefahr befindlichen Obdachlosen, die durch alle sozialen Raster fallen.“ Sie hätten im Camp einen Ort gefunden und dürften jetzt nicht erneut in Vergessenheit geraten.

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Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 10. August 2012 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.