Während in der Bibel die Königin von Saba den Weisen Salomo mit klugen Fragen in die Bredouille bringt, beschreiten „Sabas Töchter“ den umgekehrten Weg. In ihrem Theaterstück „Zwischen den Welten“ erschüttern sie mit Antworten auf Fragen, die niemand stellt.
Die Geschichten, die hier erzählt werden, gehen unter die Haut: Zum Beispiel wie es sich anfühlt, wenn man Familie und Freunde hinter sich lassen muss, wenn man die Regeln in der Fremde nicht kennt, oder wenn sich die eigene Muttersprache als nutzloses Instrument erweist. Solche Erfahrungen führen die Laiendarstellerinnen, die aus Eritrea, der Türkei, Polen, Iran, Kroatien, Amerika und Frankreich stammen, auf der Bühne in collagenartigen Szenen vor Augen.
Die Idee zu dem Projekt drängte sich Christa Hengsbach bei einem interkulturellen Biografie-Workshop geradezu auf. Beeindruckt von den Schilderungen der Teilnehmerinnen wollte die Pädagogin, die auch in Musiktheater und Szenischem Spiel ausgebildet ist, diese Erlebnisschätze nicht einfach der Schublade überlassen. Zusammen mit der Künstlerin Karin Schneider dokumentierte sie die Erinnerungen in Worten, Gesang, Schauspiel und Tanz. Die Dietrich Bonhoeffer-Gemeinde stellt ihre Räume für die Proben und die Aufführung zur Verfügung, der Evangelische Regionalverband unterstützt das Projekt finanziell.
Allein in einer fremden Umgebung
Von Bild- und Videoprojektionen sowie Live-Musik begleitet nehmen „Sabas Töchter“ in neun Szenen ihr Publikum mit auf eine Reise in unbekannte Gefilde. Ihre Rückschau macht mit vielen jener Widrigkeiten vertraut, die das Leben in einer fremden und oftmals feindseligen Umgebung prägen. Ob man sie bei der Ankunft in Deutschland mit einem Schild verloren im Getriebe des Frankfurter Hauptbahnhofs stehen sieht, ob man in stakkatoartigen Dialogen das Verwaltungslabyrinth der Meldebehörde illustriert bekommt oder Kindheitserinnerungen an unbeschwerte Zeiten folgt – die Episoden lassen nachempfinden, welch gravierende Umbrüche Migrantinnen und Migranten zu bewältigen haben.
Die im Iran geborene Sahin Fald ist nicht nur froh, in „Zwischen den Welten“ erstmals Gefühle auszudrücken, die sie zuvor nie in Worte hätte fassen können. Es gebe viele Gemeinsamkeiten, die sie trotz unterschiedlicher Hintergründe mit den anderen Frauen teilt. Hengsbach schwärmt von den „wunderbaren Stimmen, den gewandten Bewegungen und der sinnlich-emotionalen Art“ der acht Darstellerinnen. Dass zum Abschluss Stevie Wonders Lied „Free“ aus der Kehle einer Profisängerin erschallt, ist reiner Zufall: Die ursprüngliche Besetzung war abgesprungen, Hengsbach brauchte Ersatz – und fand ihn in der Frankfurter Musikerin Flois Knolle-Hicks.
Das vom Kulturnetz Frankfurt, vom Quartiersmanagement Nordweststadt und dem Amt für Multikulturelle Angelegenheiten unterstützte Theaterstück wird am Samstag, 25. Mai, um 19.30 Uhr in der Dietrich Bonhoeffer-Kirche, Nordweststadt, Thomas-Mann-Straße 10, aufgeführt. Weitere Vorstellungen sind im Herbst während der Interkulturellen Wochen geplant.