Katalog zur Frankfurter Wanderausstellung
Die hessischen Kirchen begingen 1942 einen fatalen Verrat an der Taufe. Die deutschchristliche Leitung ordnete damals an, Mitgliedern jüdischer Herkunft „keinen Raum und kein Recht“ mehr zu gewähren. Allein in Frankfurt wurden rund 2500 Protestantinnen und Protestanten sozusagen über Nacht als „rassejüdisch“ gestempelt und vom Gemeindeleben ausgeschlossen: Der Besuch von Gottesdiensten, die Teilnahme am Abendmahl und die Bestattung auf christlichen Friedhöfen war ihnen fortan verwehrt.
Siebzig Jahre später startete in der Sachsenhäuser Dreikönigsgemeinde die Wanderausstellung „Getauft, ausgestoßen – und vergessen? Evangelische jüdischer Herkunft in Frankfurt am Main 1933-45“. Auf dem Weg durch weitere zwölf Frankfurter Gemeinden wurden die fünf Grundtafeln zum generellen Verhältnis zwischen Protestantismus und Nationalsozialismus durch gemeindebezogene Nachforschungen ergänzt. Auf diese Weise wuchs die Ausstellung auf 19 Tafeln an, die detaillierten Einblick in den Umgang der jeweiligen Gemeinden mit ihren verfolgten Glaubensschwestern und -brüdern gewähren.
Nun liegen die Recherchen auch in Buchform vor. Redaktionell bearbeitet von Pfarrer Volker Mahnkopp und dem Frankfurter Historiker Hartmut Schmidt (siehe auch Seite 2), hält der Katalog in prägnanten Texten ein über Jahrzehnte ignoriertes Unrecht fest. Didaktisch hervorragend aufbereitet, reich illustriert und eingeleitet mit einer Predigt von Pröpstin Gabriele Scherle liegt damit nun ein einzigartiges Dokument zur Frankfurter Gemeindegeschichte vor.
Der Katalog ist in der Schriftenreihe des Evangelischen Regionalverbands erschienen, Frankfurt 2013, 115 Seiten, 20 Euro, und kann bestellt werden bei Karin Schlicht, E Mail an karin.schlicht@ervffm.de oder Telefon 069 21651319.