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Von – 26. November 2013

Zu wenig Platz für Flüchtlinge in Frankfurt

Viele Menschen kommen aus den unterschiedlichsten Gründen nach Frankfurt – sie fliehen vor Kriegen oder vor der Armut in ihren Ländern. Die Hilfs- und Infrastruktur dafür platzt längst aus allen Nähten.

22 Flüchtlinge aus verschiedenen afrikanischen Ländern haben vorübergehend eine Bleibe in der Kirche Cantate Domino gefunden. Foto: Rolf Oeser

22 Flüchtlinge aus verschiedenen afrikanischen Ländern haben vorübergehend eine Bleibe in Frankfurt gefunden.  Eine generelle Lösung für das Problem ist jedoch nicht in Sicht. Foto: Rolf Oeser

Mit ihrer spontanen Entscheidung, 22 afrikanische Flüchtlinge, die bis dahin unter der Untermainbrücke übernachtet hatten, in der Kirche Cantate Domino aufzunehmen, haben fünf Kirchengemeinden eine breite Debatte über die brisante Situation von Flüchtlingen in Frankfurt ausgelöst. Es gibt nämlich nicht genügend Infrastruktur und Unterbringungsmöglichkeiten für Menschen, die in der Mainmetropole stranden, weil sie in zuhause keine Lebensperspektiven haben – sei es, dass sie über Lampedusa aus Afrika kommen, als Bürgerkriegsflüchtlinge aus Syrien, oder als Armutsmigranten und -migrantinnen aus Osteuropa.

Frankfurt ist für viele dieser Menschen ein attraktives Ziel, weil es hier im Vergleich zu ländlichen Gebieten oder Kleinstädten bessere soziale Netzwerke, relativ gut ausgebaute Hilfestrukturen und damit mehr Möglichkeiten zum Überleben gibt. Allerdings platzt diese Infrastruktur inzwischen aus allen Nähten: In den Tagestreff „Weser5“ zum Beispiel, den die Diakonie Frankfurt im Bahnhofsviertel betreibt, kommen inzwischen statt der 70 bis 80 obdachlosen Männer, für die er ausgelegt ist, jeden Tag über 200 Hilfesuchende, und zwar auch viele Frauen und Kinder.

Deshalb fordert die evangelische Kirche neben pragmatischen und unbürokratischen Hilfen eine generelle Neuausrichtung der europäischen Asylpolitik. Es müssten legale Wege nach Europa eröffnet und entsprechende Aufnahmebedingungen geschaffen werden, forderte etwa die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland im November.

Ein menschenwürdiger Umgang mit Flüchtlingen ist schon immer ein zentrales Anliegen im Christen- und Judentum. Auch in Frankfurt engagiert sich die Kirche seit vielen Jahren dafür, so war sie die erste, die eine Studie über die Lebensbedingungen von Menschen mit illegalem Aufenthaltsstatus in Auftrag gegeben hat. „Auch für diese Menschen fordert die Kirche von der Stadt eine humanitäre Grundversorgung“, betont die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, Pfarrerin Esther Gebhardt. Der Verband betreibt zahlreiche professionelle Hilfs- und Beratungsstellen für Flüchtlinge, von der Rechtsberatung bis zur psychologischen Traumabewältigung. 

„Wir werden alle Ressourcen, die wir haben, zusammenkratzen und anbieten“, sagt Gebhardt, „und wir bitten darum, dass auch interessierte Bürger sich mobilisieren.“ Die Bereitstellung von Wohnraum zum Beispiel koordiniert der Evangelische Verein für Wohnraumhilfe. Auch ein Spendenkonto wurde eingerichtet (Rentamt im ERV, Konto 406899, BLZ 50050201).

Die 22 Männer aus Cantate Domino sind inzwischen in die nicht mehr genutzte Gutleutkirche am Baseler Platz umgezogen, die zumindest als Winterprovisorium dienen kann. Aktuelle Infos dazu gibt es unter www.wir-fuer-22.de. Eine Benefiz-Kulturveranstaltung organisieren die Gemeinden am Samstag, 14. Dezember, um 18 Uhr in der Kirche Cantate Domino in der Nordweststadt, Ernst-Kahn-Straße 20.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 26. November 2013 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.

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