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Von – 2. Januar 2014

Von Xhosa-Musik bis Free Jazz

Seit fast drei Jahrzehnten verbindet die Frankfurter Initiative „Jazz gegen Apartheid“ Musik und sozialpolitisches Engagement. Auch in diesem Jahr gab es wieder sechs Konzerte, zwei davon auch in Kirchen.

Jazz gegen Apartheid - hier bei ihrem Konzert in der Osterkirche in Sachsenhausen. Foto: Rolf Oeser" width="1" height="1" /> Jazz gegen Apartheid - hier bei ihrem Konzert in der Osterkirche in Sachsenhausen. Foto: Rolf Oeser

Jazz gegen Apartheid – hier bei ihrem Konzert in der Osterkirche in Sachsenhausen. Foto: Rolf Oeser

„Krieg im Frieden, Flüchtlingselend, entfremdete Arbeit“ – das nennen die Macher der Initiative „Jazz gegen Apartheid“ als ihre Triebfeder, musikalisch aktiv zu werden. Leider sind diese Themen derzeit auch hierzulande höchst aktuell. Als das Projekt vor 28 Jahren gegründet wurde, war es vor allem das politische Unrechtssystem, das jahrzehntelang in Südafrika herrschte, das Musiker der Frankfurter Band zu Auftritten mit sozialpolitischem Engagement animierte. Auch dieses Jahr gab wieder sechs Konzerte an verschiedenen Bühnen in Rhein-Main, im Gallustheater, im Main-Forum des IG Metall Hauses, aber auch in der Osterkirche in Sachsenhausen und in der Cyriakuskirche in Rödelheim.

Vorwiegend stehen dabei Stücke des südafrikanischen Komponisten und ehemaligen Exilmusikers Johnny Dyani auf dem Programm. Die Musik des 1986 verstorbenen Komponisten, Bandleaders und Bassisten spiegelt zugleich die Geschichte des 25 Jahre lang dauernden Kampfes gegen die Apartheid wider. Sie enthält musikalische Porträts von Freunden, Kolleginnen und von Persönlichkeiten der Zeitgeschichte, wie etwa „Song For Biko“, „Open Ballad To Mandela“ oder „Lady Lilian Ngoyi“, und viele Lieder sind visionär, weil sie geschichtliche Veränderungen bereits vorwegnehmen. Stilistisch finden sich Ausdrucksmöglichkeiten der Xhosa-Volksmusik ebenso wie Free-Jazz-Elemente und solistische Entfaltungsmöglichkeiten.

Zwischen Improvisation und formeller Komposition enthält so manches Dyani-Werk enorme Binnenspannung. Da braucht es technisch versierte Musiker, die dies alles auf der Bühne umzusetzen in der Lage sind wie Trompeter Claude Deppa, der in Frankfurt bestens bekannte Tenorsaxophonist Daniel Guggenheim, Christopher Dell, das Vibraphon meisterlich spielend, und das kompakte Rhythmusteam mit John Edwards (Bass) und Makaya Ntshoko am Schlagzeug, welche die Kompositionen fließen und atmen ließen.

Voller Elan und Improvisationslust kam die Musik unmittelbar beim Publikum an. Fast körperlich zu spüren die Energien des Südafrikaners Deppa, der die schönen Melodien in Stücken wie „U.D.F.”, „Does Your Father Know” oder beim bekannten Song „Biko” mit virtuosen Improvisationen umspielte. Ebenso überzeugend und mitreißend waren die Saxophon-Einlagen, die in coolen Phrasen oft splittrig und kantig klangen.

Es war mitunter ein herrliches Free-Jazz-Fest unter dem Motto „Zwischen Heimkehr und Exil“, zu dem auch der ausgezeichnete Vibraphonist Christopher Dell beitrug. Eine Klasse für sich war die Rhythmusgruppe, die nie nervös oder fahrig agierte, sondern gruppendienlich druckvoll und pulsierend auftrat.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 2. Januar 2014 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe .

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