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Aktuell

Von – 14. Juli 2014

Segen ist mehr als Wünschen

Wenn in der Kirche vom „Segen“ gesprochen wird, dann bedeutet das, auf die den Menschen zugewandte heilsame, aufbauende und schöpferische Wirkmacht Gottes hinzuweisen. Mit Segensformulierungen und -gesten wird die Liebe Gottes weitergegeben.

Dabei ist es nicht der Pfarrer, der segnet, denn Segen kommt immer von Gott. Die Menschen geben ihn lediglich weiter. Das geschieht zum Beispiel am Ende jedes Gottesdienstes. Aber auch im Alltag können alle Gottes Segen an andere weitergeben und sie den belebenden Strom dieser Kraft spüren lassen.

Gottes Segen ist, anders als ein persönlicher Wunsch, eine Gabe, die tatsächlich Gutes wirkt. Im Gottesdienst breiten manche die Hände aus zum Zeichen, dass sie den Segen auch empfangen und er im Prinzip wie eine Arznei seine Wirkung entfaltet: In aktueller (Not-)Lage schenkt Gott Energie, tröstet, ermutigt, vergibt, stärkt, lässt hoffen. Gerade weil das Leben nur in Grenzen planbar ist, tut es gut, sich bewusst zu machen, dass aus dem Segen das erwächst, was in der jeweiligen Lage gerade nötig ist: Geborgenheit in Krankheit und Angst, Rückendeckung in unsicherer Entscheidung, Kraft zum Durchhalten, der Entschluss zum ersten Schritt auf jemanden zu oder ein neuer Blick auf das eigene Leben.

Der Segen erinnert schließlich: Du bist ein gesegneter Mensch, du empfängst viel mehr, als du verdienst, und vieles in deinem Leben ist dir einfach so zugefallen, ohne dass du daran einen Anteil hattest. Die Erfahrung, gesegnet zu sein, verändert die Wahrnehmung. Man unterscheidet dann bewusster zwischen dem, was man sich selbst erarbeitet hat und dem, wofür man dankbar sein kann, weil es „zum Segen geworden“ ist. Das macht einerseits dankbar und glücklich und regt an zum Lob Gottes, auf der anderen Seite ist es auch eine Verpflichtung. Denn wer gesegnet ist, kann und soll auch selbst zum Segen für andere werden.

Wer es zum Beispiel als Segen empfindet, Westeuropäer mit auskömmlichem Leben zu sein, wird Flüchtlinge nicht mehr als Bedrohung wahrnehmen, sondern als bedürftige Brüder und Schwestern, die unsere Unterstützung brauchen. Gesegnet werden können deshalb nach protestantischem Verständnis auch nur Menschen, aber nicht Gegenstände oder Tiere. Denn nur Menschen sind ansprechbar für Gottes Wort.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 14. Juli 2014 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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Wilfried Steller ist Theologischer Redakteur von "Evangelisches Frankfurt" und Pfarrer in Frankfurt-Fechenheim.