Das Frankfurter Römerbergbündnis verurteilt die antisemitischen Anschläge der letzten Tage. Es sei „höchste Zeit, aufzustehen“, sagte Pfarrerin Esther Gebhardt.
„Antisemiten fühlen sich in dieser Stadt wieder so sicher, dass sie sich trauen, ihrem Hass durch Angriffe freien Lauf zu lassen“ schrieb die Frankfurter Rundschau in einem Kommentar. In der Nacht zum Donnerstag hatten Unbekannte eine Flasche in das Badezimmer einer bekannten Frankfurter Jüdin geworfen, die sich wiederholt gegen Antisemitismus geäußert hatte. Als sie nach dem Werfer rief, brüllte der ihr „Judenschwein“ entgegen. Vorige Woche drohte ein Unbekannter einem Frankfurter Rabbiner, er würde dreißig Jüdinnen und Juden töten, falls seine Familie im Gaza-Krieg zu Schaden kommen sollte. Aber nicht nur in Frankfurt, auch in anderen Städten häufen sich Anschläge auf jüdische Menschen oder Synagogen.
Der Krieg im Gaza-Streifen ist nur der Auslöser dafür, dass sich eine judenfeindliche Stimmung jetzt wieder Gehör verschafft. Deshalb hat sich jetzt auch das Römerbergbündnis zu Wort gemeldet. „Es ist höchste Zeit, dass wir Frankfurterinnen und Frankfurter aufstehen und dem Antisemitismus, den es leider auch in dieser Stadt gibt, die Stirn bieten“, sagte Pfarrerin Esther Gebhardt, die Vorstandsvorsitzende des Evangelischen Regionalverbandes, im Namen des Bündnisses, und verurteilte die Anschläge „zutiefst“.
Das Römerbergbündnis, zu dem Kirchen, Gewerkschaften, die Jüdische Gemeinde und der Frankfurter Jugendring gehören, setzt sich seit vielen Jahrzehnten für Verständigung und gegen Rechtsradikalismus ein. Die hier vertretenen Organisationen erklären, dass sie sich „persönlich getroffen und betroffen von Attacken dieser Art sehen“. Einschüchterung und Gewalt dürfe keinen Raum haben. „Jüdische Bürgerinnen und Bürger in unserer Stadt müssen sich jederzeit geschützt fühlen vor antisemitischen Verunglimpfungen und Hasstaten – dafür tragen wir alle Verantwortung“, betonte Gebhardt. Es sei äußerst besorgniserregend, dass die betroffene Jüdin aus Furcht vorerst ihren Namen nicht genannt haben wolle. Über die Kämpfe in Gaza könne diskutiert werden, das dürfe aber in keinster Weise Anlass für Antisemitismus sein.