Es gibt es viele Möglichkeiten, sich auf Weihnachten einzustimmen und die Feiertage zu begehen: Konzerte, Vorträge, Performances, Filme, Lesungen, Gottesdienste. Aus der Fülle der Angebote hat die Redaktion für Sie sechs persönliche Tipps herausgesucht.
Liturgie mal feministisch
In diesem Advent würde ich, wenn ich dann nicht grade im Urlaub wäre, am Freitag, 19. Dezember, um 17 Uhr zum Frauengottesdienst in die Alte Nikolaikirche am Römerberg gehen. Ich genieße es, wenn Predigt und Liturgie mal richtig feministisch sind und von Gott nicht dauernd nur als „Herr“ gesprochen wird. Wer will, kann den Tag anschließend noch mit Brot und Wein im Evangelischen Frauenbegegnungszentrum gemütlich ausklingen lassen. Weihnachten selbst gehe ich lieber am ersten Feiertag in den Gottesdienst statt an Heiligabend, in den meisten Gemeinden ist der um 10 Uhr morgens. Erstens sind dann die Kirchen nicht so überfüllt, und zweitens hört man in der Predigt öfter auch mal etwas Neues. Die Geschichte vom Stall in Bethlehem in allen Ehren, aber ich kenne sie eigentlich schon zur Genüge.
Musik „handgemacht“
Man meint, dass es die Gethsemanegemeinde nicht erwarten kann. „Weihnachts-Ansingen“ – so ist das alljährliche Weihnachtskonzert am Dritten Advent im Nordend betitelt, am 14. Dezember, um 17 Uhr in der Eckenheimer Landstraße 90. Vor den bereits im Altarraum aufgestellten Weihnachtsbäumen musiziert dann das Gethsemane-Quartett, der Flötenkreis spielt als längeres Werk das Magnificat von Johann Pachelbel, und der Chor singt passend zum 25. Jahr des Mauerfalls ein Lied von Klaus Heizmann mit dem Text „Es war ein Tag der großen Wende“. Das ist Musik handgemacht, von Menschen, denen das Musizieren Freude bereitet, und die mit ganzem Herzen bei der Musik und dem bevorstehenden Fest sind. Und natürlich gibt es im Anschluss Tee und Plätzchen im neuen Gemeindesaal.
Das komplette Oratorium
Einen Nachmittag und Abend in der St. Katharinenkirche aus dem Adventstrubel abtauchen – das werde ich am Sonntag, 14. Dezember, tun. Denn für diesen Tag ist eine wahre Rarität angekündigt: Alle sechs Kantaten des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach werden unter der Leitung von Michael Graf Münster aufgeführt. Die Kantaten I-III werden um 17 Uhr von der Kantorei St. Katharinen gesungen, die Kantaten IV-VI um 20 Uhr vom Ensemble Concerto Vocale sowie Solisten. Zugegeben, macht braucht schon etwas Sitzfleisch für die beiden Aufführungen, aber dazwischen gibt es eineinhalb Stunden Zeit, sich die Beine zu vertreten oder einen Glühwein zu trinken. Die beiden Teilkonzerte können auch einzeln gebucht werden. Karten unter www.frankfurtticket.de oder unter www.stk-musik.de.
Beschissene Sehnsucht
Weihnachten. Wie langweilig, immer dasselbe. Damit dieses Gefühl nicht aufkommt, gehe ich zu einer Veranstaltung, die zeigt, dass die Weihnachtsgeschichte nichts an Aktualität eingebüßt hat. Maria und Josef fanden keinen Raum in der Herberge. Wie viel Ausgrenzung es heute gibt, wird einem klar, wenn man die Texte zum Advent von Menschen ohne Wohnung, aus Frauenhäusern und auf der Flucht hört, die der Projektkünstler Stefan Weiller gesammelt hat. Etwa: „Da ist diese beschissene Sehnsucht, vielleicht von den Lichtern.“ Durch Jesu Geburt kam aber ein neuer Ton in die Welt: Beim „Magnificat“ von Vivaldi und den Adventskantaten von Bach und Homilius öffnet sich das Herz. Weihnachten ist nicht out. Im Gegenteil: Sonntag, 7. Dezember, 17 Uhr Matthäuskirche, Friedrich-Ebert-Anlage 33.
Liebe Grüße aus Nahost
Die Kiste mit den Strohsternen aus dem Keller holen, Kerzen anzünden, Bach hören: Alles soll leuchten, wir tauschen Stress gegen beruhigende Rituale, und wo ist eigentlich diese tolle Keksdose mit den Elchen? Es wäre verführerisch, im Advent die Welt draußen zu lassen. Ein quälendes Jahr geht zu Ende. Kriege in der Ukraine und in Syrien, IS-Terror, schlimme Bilder aus Gaza und Tel Aviv. Ich habe mir vorgenommen, am Mittwoch, 10. Dezember, 19 Uhr, den Film „Liebe Grüße aus Nahost“ im Ökumenischen Zentrum Christuskirche am Beethovenplatz anzuschauen. Er erzählt von einer Gruppe junger Deutscher, die in den Nahen Osten fährt und dort israelische und palästinensische Jugendliche trifft – eine Reise in zwei Wirklichkeiten, eine erhellende wie berührende Begegnung im Sperrgebiet südlich von Hebron.
Rustikale Waldweihnacht
Die Waldweihnacht in Fechenheim-Nord am Freitag, 19. Dezember, ist rustikal. Sie beginnt um 18 Uhr in der Glaubenskirche, Fuldaer Straße 20, dann geht es zu Fuß – gerne mit Hund und/oder Buggy – auf Waldwegen zur Krippe. Den Weg dahin weisen Kerzen am Wegesrand, die umso dichter stehen, je näher das Ziel ist: eine Schutzhütte, die viel von einem windigen Stall hat. Teelichte werfen ein warmes Licht auf die Gesichter, die Weihnachtsgeschichte wird gelesen, Lieder angestimmt. Der Rückweg ist gefühlt schneller geschafft als der Hinweg, denn treibende Kraft ist die frohe Erwartung von Grillwürstchen, Gebäck und Heißgetränken, die gegen 19.30 Uhr erreicht sind. Das alles gibt es für ein Lächeln, so lange der Vorrat reicht. Singen und zuhören, laufen, essen – eine ganzheitliche Weihnachtserfahrung.