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Von – 17. Februar 2015

Zu viel Ungleichheit schadet dem Gemeinwohl

Im Westend werden Dreizimmerwohnungen zu Sechszimmerwohnungen zusammengelegt, um die Nachfrage nach Luxusimmobilien zu befriedigen, während woanders Menschen in Containern untergebracht werden. Ein Beispiel von vielen dafür, wie die Schere zwischen Arm und Reich ständig weiter aufgeht.

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Antje Schrupp. Foto: Lisa Jankowski

Wer in Frankfurt eine Wohnung kaufen will, muss inzwischen 4000 bis 7000 Euro pro Quadratmeter ausgeben, es sind aber auch schon 14 000 bezahlt worden. Gerade am Beispiel von Wohnraum zeigt sich, dass es nicht einfach nur ungerecht ist, wenn materieller Wohlstand so ungleich verteilt ist. Sondern es ist schädlich für das Gemeinwohl. Denn der Markt orientiert sich nun mal an denen, die das Geld haben. Es wird angeboten, was nachgefragt wird.

Solange die Unterschiede zwischen Arm und Reich im Rahmen bleiben, hat das manchmal auch etwas Gutes: Die Nachfrage der Reichen kann dazu anregen, neue Produkte zu entwickeln, die später, in Masse produziert, allen zugutekommen.

Wenn aber die Einkommensverhältnisse so extrem auseinander driften wie heutzutage, funktioniert dieses marktwirtschaftliche Prinzip nicht mehr. Die Sechszimmerwohnung im Westend, in der an zwei Wochenenden im Jahr vielleicht mal jemand übernachtet, ist nämlich in Wahrheit gar keine Wohnung mehr, sondern bloß noch eine Geldanlage.

Die Bedürfnisse der Reichen und die der Armen haben immer weniger miteinander zu tun. Fast ist es so, als würden sie auf unterschiedlichen Planeten leben. Und deshalb bringt die Nachfrage der Reichen nicht mehr schöne, komfortable und genussvolle Dinge hervor, die das Leben angenehmer machen, sondern überdimensionierte Protzereien, die niemand wirklich genießt, weil sie nur dazu dienen, Geld irgendwo unterzubringen oder damit anzugeben.

Noch dramatischer ist das alles, wenn man es nicht nur lokal, sondern unter globalen Aspekten anschaut. Die Hilfsorganisation Oxfam hat errechnet, dass die 80 reichsten Personen der Welt so viel Vermögen besitzen wie die ganze ärmere Hälfte der Weltbevölkerung – also 3,6 Milliarden Menschen – zusammen. Es gibt keine denkbare Begründung, die eine so himmelschreiende Ungleichheit rechtfertigen kann.

Der politische Einsatz gegen all das ist längst nicht mehr nur eine Frage der Moral. Er ist heute zuallererst eine Frage der Vernunft.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 17. Februar 2015 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe , .

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Dr. Antje Schrupp ist geschäftsführende Redakteurin von Evangelisches Frankfurt. Die Journalistin und Politikwissenschaftlerin bloggt auch unter www.antjeschrupp.com.