Der Schauspieler Ulrich Noethen war der prominenteste Mitwirkende bei einer Aufführung des Oratoriums „König David“ von Arthur Honegger in der Epiphaniaskirche.
Arthur Honeggers Oratorium „König David“ („Roi David“) ist dem Klassikhörer etwas fremd geworden. Honeggers Musik behauptet ihre Modernität mühelos, aber das dramaturgische Konstrukt erscheint aus heutiger Sicht etwas eigenartig. Dabei besetzt der 1921 komponierte „König David“, bei dessen Wiedergabe die gesprochene Sprache die gesungene dominiert, in der Laufbahn des Schweizer Komponisten den Platz des sogenannten „Durchbruchs“ als moderner Tondichter von internationalem Rang.
Honegger kombinierte hier ein großes Sujet mit einem kleinen Orchester, Chor und Erzähler. Mit dem „David“ begann sowohl eine intensive Auseinandersetzung mit Johann Sebastian Bach, als auch ein bewusstes Abgrenzen von Expressionismus und Impressionismus hin zu einem sinnlichen und sperrigen, stets Impulse gesellschaftlicher und technischer Entwicklungen aufnehmenden Individualstil.
Die Akustik der Epiphaniaskirche im Nordend zeichnete sich bei der Aufführung vorigen Samstag durch sehr klare Transparenz aus. Die Wiedergabe des opulenten Werks wurde dominiert von Filmschauspieler Ulrich Noethen, der die David-Geschichte in aus den Büchern Samuel und dem Buch der Könige herausgebrochenen alttestamentarischen Textbrocken mit sonorer, stets textverständlicher Stimme erzählte. Er scheute dabei das Pathos nicht, wurde aber nie sentimental, machte die Stimme nicht zu weich. Der Rezitator zeigte sich als unerbittlicher Chronist und ließ die Geschichte Davids als Parabel über die existenziellen Schwächen des Menschen an sich erscheinen, dabei unterstützt von der Schauspielerin und Moderatorin Petra Fehrmann mit einem kurzen Einlagemonolog als Hexe von Endor.
Diese Haltung fand eine Entsprechung in der instrumentellen Wiedergabe. Kantor Michael Riedel als Dreh- und Angelpunkt arbeitete in seinem Dirigat mit der Camerata Epiphania die Dominanz von Flöten und Klarinetten klar heraus. Zusammen mit den vielen Effekten durch Harmonium, Celesta und Schlagwerke entstand eine Klangwelt des Sich-Sträubens, eine Widerständigkeit gegen die im Alten Testament immer wieder gewaltsam durchgedrückte Harmonisierung ohne jede Blasphemie. Klangschönheit und dramatischer Ausdruck ergänzten sich so ideal.
Diese zielgerichtete Intensität fand auch im Vokalen Entsprechung. Entschlossen artikulierte der stark besetzte Laienchor der Epiphaniaskantorei. Auch die Solistinnen und Solisten – Simone Schwark, Sopran, Anne Bierwirth, Alt, und Wolfgang Klose, Tenor – sangen auf hohem Niveau die deutsche Textfassung, begaben sich gekonnt auf eine dramatische Ebene, schufen so bei der Veranstaltung der Evangelischen Sankt Petersgemeinde in Kooperation mit der Frankfurter Bürgerstiftung im Holzhausenschlösschen eine Hörbühne im engeren Sinne.