Die Frankfurter Unfallklinik hat einen interreligiösen Andachtsraum bekommen. Durch die künstlerische Gestaltung von Barbara Bux entstand ein Ort mit besonderer Wirkung.
Der stetige Bezug zu den vier Elementen leitete die Frankfurter Künstlerin Barbara Bux bei der Arbeit zur Gestaltung des Andachtsraumes in der Berufsgenossenschaftlichen Unfallklinik an der Friedberger Landstraße. In eigener Trauer und deren Bewältigung fand sie beim Erschaffen ihrer Bilder Ausdruck und Besinnung.
Betrachtet man die eindrucksvollen Bleistiftzeichnungen von Wasser, Luft, Erde und Feuer im Symbol der Sonne „imaginiert man in die Ferne und das Hier und Jetzt scheint sich aufzulösen.“ So beschreibt Bux selbst ihr Gefühl beim Anblick der Gemälde. Die vier Lichtkästen schenken dem Raum einen Ausblick und laden leise dazu ein, sich in deren Betrachtung zu vertiefen. Und jede Betrachtung für sich entscheidet, wie die Darstellungen zu verstehen und zu deuten sind.
Barbara Bux schafft mit ihren erstaunlich naturgetreuen Zeichnungen eine Kunst mit weitem religiösen und weltanschaulichen Interpretationsspielraum. Interkulturell präsentiert sich der Raum auch sonst. Religiöse Symbole bleiben, wenn überhaupt, dezent im Hintergrund. Ein Lichtkreuz lässt sich bei Bedarf zuschalten. Die Markierung der muslimischen Gebetsrichtung, die Qibla, versteckt sich dezent auf dem Parkett. Der Tisch, ebenfalls entworfen von Barbara Bux, kann als Altar genutzt werden. Der Raum legt sich nicht fest. Er lädt alle in sein Inneres und spendet eine meditative Wirkung. Er ist ein Ort zum Beten, zum Auftanken. Ein Ort der Begegnung – in vielerlei Hinsicht.
Seelsorge interreligiös – gemeinsamer Beistand
Die Planung und Realisierung des „Raum des Lebens“ wurde von vielen Gesprächen und Diskussionen begleitet. „Wir haben aufeinander gehört und voneinander gelernt“, beschreibt Markus Zink den Prozess, an dem er als Referent für Kunst und Kirche im Zentrum Verkündigung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau beteiligt war. Seelsorge bedeute genau das: hören und lernen, sich einander zuwenden und nachspüren – in einen Dialog kommen.
Eben das wünscht sich auch die Vorstandsvorsitzende des muslimischen Seelsorgevereins Salem e.V., Rabia Bechari, interkulturell: „Wir möchten einen gemeinsamen Beistand aller Gläubigen.“ Fragilität und Zerbrechlichkeit, die man beispielsweise nach einem Unfall erfährt, kennen keine religiösen und weltanschaulichen Grenzen. Liebe, Zeit, Verständnis und Wertschätzung auch nicht.
Wertschätzung für die unersetzbare Arbeit
Mit einem solchen Ort für alle Menschen, die Stille, Zuflucht und Geborgenheit, aber auch Hoffnung und Halt suchen, will die Unfallklinik auch ihre Wertschätzung für die Arbeit des Teams der Seelsorge bekunden. Gerade in Zeiten, in denen Kliniken vor allem gewinnorientiert und effizient arbeiten müssen, sei das Angebot der Seelsorge der christlichen Kirchen und des Vereins Salem e.V. aus der BG-Unfallklinik nicht wegzudenken, sagte deren ärztlicher Direktor, Reinhard Hoffmann. An der Realisierung des Projekts haben sich die evangelische und die katholische Kirche mit rund 50.000 Euro finanziell beteiligt.
Den „Raum des Lebens“ befindet sich gleich im imposanten Eingangsbereich der Klinik.