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Von – 27. Oktober 2016

Mobbing nicht einfach hinnehmen: 11 Jahre Hotline in Frankfurt

Seit 11 Jahren gibt es in Frankfurt eine Mobbing-Hotline von Kirchen und Gewerkschaften. Auch wenn das Thema in letzter Zeit etwas aus der Diskussion geraten ist: Seelische Gewalt am Arbeitsplatz ist nach wie vor ein Problem.

Informierten über Mobbing und die Frankfurter Hotline zum Thema: Pfarrer Gunter Volz, Beraterin Chantal Chrzan-Ohmsen und die Psychologin Britta Rafoth (von links nach rechts). Foto: Angela Wolf

Informierten über Mobbing und die Frankfurter Hotline zum Thema: Pfarrer Gunter Volz, die ehrenamtliche Fachberaterin Chantal Chrzan-Ohmsen, und die Psychologin Britta Rafoth (von links nach rechts). Foto: Angela Wolf

Mobbing ist „wiederholter, zielgerichteter Psychoterror und seelische Gewalt gegenüber einer Person“, so beschreibt die Psychologin Britta Rafoth das Phänomen bei einer Infoveranstaltung im Haus am Dom. Klar wird: Mobbing ist keine Bagatelle. Ganz im Gegenteil. Betroffene leiden unter enormem sozialen Stress, der nicht selten in schwere psychische Erkrankungen mündet. Bis hin zum Suizid können solche feindseligen Handlungen führen.

Kann Mobbing wirklich jeden treffen? Ja, ist die klare Antwort von Britta Rafoth, das zeige die Erfahrung aus ihrer Arbeit. Aus dem Publikum gibt es zwar Einwände: Sind es nicht doch bestimmte Risikogruppen, die besonders gefährdet sind, beispielsweise Menschen mit hochsensiblen Persönlichkeitsstrukturen? Oder Kollegen in hierarchisch untergeordneten Positionen? Aber die erfahrene Coacherin bleibt dabei: Gezielt destruktives und diskriminierendes Verhalten kann jeden treffen.

Am Besten Tagebuch schreiben

Mobbingprozesse sind schleichend und entstehen nicht selten im fließenden Übergang aus einer Konfliktsituation. Das macht das Erkennen von Mobbing in der Praxis extrem schwer. Betroffenen wird geraten, Mobbinghandlungen zu dokumentieren, also eine Art Tagebuch zu führen. Das erleichtert zum einen die Reflexion der Situation: Handelt es sich wirklich um Mobbing? Zum anderen ist mit einer detaillierten Beschreibung der Vorkommnisse ein gezieltes Angebot zur aktiven Hilfe möglich.

„In der Telefonberatung geht es ums Zuhören und um Sondierung. Mit der sogenannten Lotsenfunktion erarbeiten wir gemeinsam mit den Betroffenen, welcher Schritt der nächsten sein kann. Dann verweisen wir an kooperierende Ärzte, Therapeuten, Psychologen oder auch Rechtsanwälte.“ So beschreibt Gunter Volz, evangelischer Pfarrer für gesellschaftliche Verantwortung und Mediator sowie Mitbegründer der Mobbing-Hotline, die Arbeit der ehrenamtlichen Fachberaterinnen und Fachberater.

Als die Hotline vor 11 Jahren von Kirchen und Gewerkschaften in Frankfurt gegründet wurde, ging es darum, einen gemeinsamen Wertekanon des Fair-Play am Arbeitsplatz zu unterstreichen und ein niedrigschwelliges, kostenloses Angebot zu schaffen.

Zivilcourage des Umfeldes hilft

Angesprochen sind alle Beteiligten, nicht nur Menschen die selbst gemobbt werden, sondern auch Kolleginnen und Kollegen, die Mobbingvorfälle beobachten. Oder sogar Mobbende selbst. Wichtig sei es, eine Sensibilität für das Thema zu schaffen, betont Volz. Interventionen bereit zu halten, um Mobbing ins Bewusstsein zu rufen. Gemeinsam erarbeitete Leitlinien innerhalb eines Kollegiums können ein Weg sein aber auch Zivilcourage des Umfeldes, um Vorfälle ans Licht zu bringen.

„Derzeit ist es eher ruhiger um das Thema Mobbing“ berichtet Gewerkschafter Peter-Martin Cox. Mobbing sei auch ein Produkt von Konkurrenz und beruflichem Druck. Ein Grund, warum momentan vielleicht weniger häufig am Arbeitsplatz gemobbt wird, könne auch darin liegen, dass Deutschland „im Jahr 2016 wirtschaftlich gut aufgestellt“ war.

Mobbing-Hotline-Rhein-Main: dienstags und donnerstags von 17 bis 19 Uhr, Telefon 069-830077128 und 069-830077129. Gesprächskreis für Betroffene: Kontakt über Werner Schön, Telefon 0641-47753 (5 € pro Abend). Weitere Informationen: www.mobbing-frankfurt.de.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 27. Oktober 2016 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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Angela Wolf studierte Soziologie, Politikwissenschaften und Psychoanalyse in Frankfurt am Main, arbeitet als freie Autorin und ist ehrenamtlich aktiv.