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Von – 2. Dezember 2016

Spenden ist gut und hilft den Bedürftigen – aber es bringt uns nicht in den Himmel

Ralf Bräuer. Foto: Rui Camilo

Ralf Bräuer. Foto: Rui Camilo

Als ich neulich mit meiner Tochter besprechen wollte, an wen wir denn in der Adventszeit Geld spenden könnten, fragte sie zurück: „Wieso? Hast du ein schlechtes Gewissen, von dem du dich freikaufen willst?“ Sie verwies ihren Vater auf Luthers 95 Thesen, mit denen er 1517 den Ablasshandel scharf kritisiert und den Beginn der Reformation eingeläutet hat, deren 500. Jubiläum wir nächstes Jahr feiern.

Mir war klar, meine Tochter will mich provozieren. Beim Nachdenken über eine Antwort merkte ich jedoch, dass da auch was Wahres dran ist. Etwas zu spenden, gibt einfach ein gutes Gefühl. Vielleicht manchmal auch ein Wiedergutmach-Gefühl, wenn man sich in stillen Stunden fragt, wie das wohl beim „lieben Gott“ ankommt, was ich hier auf Erden tue oder lasse.

„Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt“ war die Parole von Luthers Widersacher, dem Ablassprediger Johann Tetzel. Auch unter Menschen, die gar nicht besonders fromm oder christlich sind, ist diese Vorstellung zu finden. Wer zum Beispiel viel Geld verdient und gefragt wird, was er oder sie denn für Menschen tut, denen es nicht so gut geht, verweist gern darauf, dass man doch großzügig spende.

Wenn man es protestantisch sieht, dann hat aber das eine mit dem anderen nichts zu tun. Vergebung gegen Geld, das ging für Luther gar nicht. Gott gerecht werden, das ist ein Geschenk Gottes, man kann es sich weder verdienen noch kaufen, sagt Luther. Geld an die Kirche zu zahlen, bringt dafür nichts. Buße tun, nämlich sein Leben zu überdenken, zu verändern und dabei auf Gott zu vertrauen, das ist für Luther die rechte Haltung.

In der ersten seiner 95 Thesen schreibt er deshalb, dass das ganze Leben Buße ist. Ich kann nie ein vollkommen guter Mensch sein, aber ich kann jederzeit versuchen, es zu werden. Gedankenlos und auf die Schnelle ein paar Euro für obdachlose Menschen oder krebskranke Kinder zu spenden, das hilft mir bei diesem Weg nicht. Was natürlich nicht heißt, dass man nicht spenden soll. Jede Spende hilft, aber sie macht eben die Spenderin und den Spender nicht selig.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 2. Dezember 2016 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe .

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Ralf Bräuer ist Leiter der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt".