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Von – 3. Januar 2017

„Bach spielen ist wie Atmen“

Im Jahr des Reformationsjubiläums stehen in der Katharinenkirche die Kompositionen eines Mannes im Mittelpunkt, der wie kein anderer die evangelische Kirchenmusik prägte: Johann Sebastian Bach. Unter anderem ist dort sein gesamtes Orgelwerk zu hören.

Organist Martin Lücker (links) und Kantor Michael Graf Münster stellten das kirchenmusikalische Programm für 2017 in der Katharinenkirche vor. Foto: Doris Stickler

„Bachs Musik ist das schönste Geschenk, das Luthers Erben der Welt hinterlassen haben“, steht für Organist Martin Lücker fest. Wenngleich sie zum Großteil ohnehin zum gängigen Repertoire gehöre, sei es ihm eine Freude, sich 2017 in der Katharinenkirche an der Hauptwache mit wenigen Ausnahmen ganz den Werken des virtuosen Klangkünstlers widmen zu können.

„Bach spielen ist wie Atmen“, so das Urteil des Professors für Orgel an der Frankfurter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst. „Qualitativ von niemandem sonst erreicht, sind seine Stücke immer viel besser, als man sie jemals spielen kann.“ Das gelte auch für die kleinen Sachen, die für die tägliche gottesdienstliche Praxis geschrieben wurden.

Das thematisch geordnete und siebzehn Abende füllende Orgelwerk von Bach versteht Martin Lücker auch als Würdigung von Martin Luther selbst. Der Reformator habe Musik überaus hochgeschätzt und sei überzeugt gewesen, „dass der Teufel beim Klang der Musik beinahe ebenso flieht, wie beim Wort der Theologie“.

Schon seit Jahren lädt der Organist vor jedem Konzert interessierte Besucherinnen und Besucher auf die Orgelempore ein und erläutert ihnen das Werk, dass sie kurz darauf hören werden. Diese Einführungsvorträge seien beliebt, zwischen 30 und 40 „Stammkunden“ seien immer dabei.

Bei der Planung des Vokalprogramms ließ sich der andere Kirchenmusiker an St. Katharinen, Kantor Michael Graf Münster, ebenfalls von dem „überwölbenden Themensetzer Reformationsjubiläum“ leiten. Sein Augenmerk richte sich hierbei vor allem auf „Bachs Gipfelwerke vokal-instrumentalen Schaffens“ wie etwa die Matthäuspassion oder die Motetten. Letztere trägt im Juni das Solistenensemble „Concerto vocale Frankfurt“ vor – begleitet von dem Schauspieler und Kabarettisten Michael Quast, der aus Luthers Briefen rezitiert.

Trotz des Bachschwerpunkts gedenkt der künstlerische Leiter der Kantorei St. Katharinen aber in diesem Jahr auch eines vor 250 Jahren verstorbenen und Frankfurt sehr verbundenen Künstlers: Georg Philipp Telemann habe lange als Kapellmeister an der Barfüßer- und Katharinenkirche gewirkt und der lutherischen Reichsstadt eine ganze Reihe von Stücken gewidmet. So werde an Christi Himmelfahrt eine Kantate von ihm aufgeführt, am Reformationstag eine Psalmenkomposition.

Hier setzte Michael Graf Münster unter dem Titel „Musik aus dem barocken Frankfurt“ auch Psalmen des weitgehend unbekannten Frankfurter Kapellmeisters Johann Andreas Herbst sowie Bachs „Jauchzet dem Herrn, alle Welt“ auf das Programm.

Wie Martin Lücker mit der „30 Minuten Orgelmusik“ führt auch Münster bewährte Traditionen fort. Die mit seinem Wiesbadener Kollegen Martin Lutz kredenzten Bachvespern gehen bereits in ihr dreizehntes Jahr, an den kirchlichen Feiertagen sorgen die Kantatengottesdienste wieder für „musikalische Höhepunkte“.

Führt der Musikwissenschaftler anlässlich des 500. Reformationsjubiläums in zwei Vorträgen die bleibende Bedeutung des reformatorischen Erbes mit Worten vor Augen, tut dies Martin Lücker gewissermaßen mit einer neu aufgenommenen Musik-CD. Falls es Bachliebhaber nicht zu allen 31 Orgelkonzerten schaffen, können sie sich die „glanzvollen Werken des Orgelvirtuosen“ auch zuhause zu Gemüte führen.

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Beitrag von , veröffentlicht am 3. Januar 2017 in der Rubrik Kultur, erschienen in der Ausgabe .

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