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Von – 17. März 2017

Katrin Göring-Eckardt: Glaube ist immer auch politisch

Öffentliches Christsein: Katrin Göring-Eckardt, Reformationsbotschafterin und Vorsitzende der Grünen, war zu Gast in der Friedenskirche im Gallus.

Katrin Göring-Eckart bei ihrem Vortrag in der Friedenskirche im Gallus. Foto: Rolf Oeser

Sie selbst kam über den Glauben zur Politik. Aufgewachsen in der ehemaligen DDR fand Katrin Göring-Eckardt als Jugendliche Anschluss in der Jungen Gemeinde. Dort habe sie nicht nur gelernt zu glauben, sondern auch, politisch zu denken. Sie schloss sich dem Arbeitskreis „Solidarische Kirche“ an, war Gründungsmitglied der Bewegung Demokratischer Aufbruch und hing schließlich mit der Wende das Theologiestudium zugunsten der Politik an den Nagel. Seit fast 20 Jahren ist die heute 50-Jährige nun Mitglied des Deutschen Bundestages.

Auch sie habe am Beginn ihrer politischen Laufbahn gedacht, dass der Glaube in der Politik nichts zu suchen hat und ihre Privatsache sei. Doch diese Haltung sei für sie schnell obsolet geworden. „Was mich trägt, spielt in meiner Arbeit eine Rolle.“  Öffentlich Christin zu sein, verstehe sie als Auftrag, ihren Glauben weiterzusagen.

Martin Luthers Worte vor dem Reichstag in Worms – „Hier stehe ich und kann nicht anders, Gott helfe mir, Amen“ – seien für sie auch heute noch ein starkes Leitbild. Angesichts anwachsender rechtspopulistischer Strömungen müssten Freiheit und Wahrhaftigkeit heute wieder verteidigt werden. 2017 könnte ein Schicksalsjahr werden, glaubt Göring-Eckardt. Wie zur Zeit der Reformation habe sich viel angestaut.

Standhaft bleiben wie Luther, groß denken wie Luther, zweifeln wie Luther – das sei das reformatorische Erbe. Die anstehenden Wahlen in Frankreich und Deutschland würden mit darüber entscheiden, ob das gemeinsame Europa bestehen bleibt oder in ein Europa der Nationalismen zerfällt. Ähnlich wichtige Weichenstellung stünden auch im Blick auf die vielen Katastrophen überall auf der Welt an: den Krieg in Syrien, die Hungersnot in Afrika, die Klimakrise, die Finanzkrise.

Zum Erbe der Reformation gehöre auch das Engagement der Bürgerinnen und Bürger, so wie vor zwei Jahren, als sie initiativ wurden, um angesichts der Handlungsunfähigkeit der Staaten in der Flüchtlingskrise das Ruder selbst in die Hand zu nehmen. Da habe sich gezeigt, was in diesem Land an Potenzial, Veränderungswillen und Entschlossenheit da ist und geleistet werden kann.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 17. März 2017 in der Rubrik Menschen, erschienen in der Ausgabe .

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Dr. Silke Kirch studierte Germanistik, Kunstpädagogik und Psychologie in Frankfurt am Main und ist freie Autorin und Redakteurin.

Kommentare zu diesem Artikel

  • Werner Hellwich schrieb am 18. März 2017

    Natürlich kann man als Christ eine politische Position einnehmen und Politikerin werden.
    Dazu gehört aber auch die Fähigkeit, Politik und Religion voneinander zu trennen. Im aufgeklärten Rechtsstaat sind Recht und Gesetz nicht von Gott offenbart und einem Glauben abgeschaut. Hier ist es das Wissen und die praktische Vernunft, was sich im Bundestag zusammen findet, die Lagen beurteilend erarbeitet und Politik macht.
    Man kann nicht aus einem Glauben heraus Gesetze machen, für 80 Millionen Menschen, so sie unterschiedlichster Weltanschauung.

    Von daher empfinde ich parteipolitische Statements auf kirchlichen Seiten unpassend.

    Wenn wir aus der Nächstliebe heraus handeln, helfend, dann müssen wir zudem das gültige Recht einhalten. Es gibt keine Rechtsfertigung, zu helfen und dabei Recht zu mißachten,….zumindest nicht in einem Rechtsstaat.

    Im Rechtsstaat gilt „Recht auf Recht“

    Ein Beispiel, auch im Hinblick auf die Politik von Frau Göring-Eckart:
    > a) Ein Schutzsuchender hat in Europa das Recht, dass ihm geholfen wird. b) Ich habe das Recht, dass einem Schutzsuchenden in Europa geholfen wird.
    c) die Politik und Verwaltungen sind im Recht und in der Pflicht, Schutzsuchenden zu helfen.

    Doch wir alle dürfen während wir helfen, oder um Schutz ersuchen (!!!) die geltenden Gesetze nicht übertreten (außer im absoluten Notfall und bestrebt der sofortigen Abhilfe) <

    Allein, dass die Politik diese einfachen Regeln einer Republik und Rechtsstaat nicht beachtet hat,
    hat Östereich einem enormen politischen "Erdrutsch" beschert, ebenfalls Deutschland ist betroffen davon.

    Wer sich da beklagen will, war nicht im Stande, die Schutzsuchenden zu versorgen, im Rahmen der rechtlich gegebenen Möglichkeiten? (und das spaltete auch die mitdenkenden Christen).
    Man hatte das garnicht in Erwägung gezogen. Das Brüsseler Referat zur Früherkennung von Flüchtlingskrisen (EASO) wurde aber einfach umbeannt in:
    "Europäisches Büro für Asylfragen"
    Soetwas hätte sich Luther nicht bieten lassen, nicht wahr?

    Mögen doch die Christen darauf drängen, dass wir zurückkehren zu rechtsstaatlicher Akkuratesse.

    Viele Grüße, Ihr Werner Hellwich