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Von – 15. März 2017

Frankfurt, Bahnhofsviertel: Wieviel Abgebrühtheit ist eigentlich okay?

Junkies, die sich auf offener Straße Heroin spritzen, gehören fast schon zum gewohnten Frankfurter Stadtbild. Kein Wunder, dass man sich daran gewöhnt. Aber ist es eigentlich wünschenswert, so abgebrüht zu sein?

Manon Priebe ist Mitglied der Redaktion von Evangelisches Frankfurt

Mir ist klar, dass ich nicht mit den wilden Frankfurter Jungs mithalten kann und mit den taffen Frauen vom Bahnhofsviertel. Ich bin erst kürzlich hierhergezogen, ein Kind vom Land – born and raised in Unterfranken.

Aber ich habe schon Opium in Vietnam gerochen, in Burma Betelnüsse vor die Füße bekommen und in den USA mit Leuten studiert, für die Rauchen nur in Frage kam, wenn Gras in der Zigarette war. Ich dachte, ich wäre vorbereitet auf die dunkleren Ecken Frankfurts.

Bis ich gesehen habe, wie sich ein Mensch einen Schuss setzt. Das hat mich schockiert. Beim bloßen Gedanken daran wühlt es noch immer in meinem Bauch. Ein Mensch spritzt sich Heroin in den Arm, auf offener Straße, sucht in der blutig gekratzten Leiste eine Ader.

Auf die Frage einer Südamerikanerin, ob es im Bahnhofsviertel nachts nicht zu gefährlich sei, winkte der Typ hinter dem Tresen ab: „No worries! Die Junkies sind friedlich. Viel zu kaputt, als dass sie dir was antun könnten.“

Super, dass man sich hier sicher fühlen kann. Aber ist diese Abgebrühtheit wirklich der richtige Weg? Ist es okay, wenn man einfach die Straßenseite wechselt, wenn sich jemand Gift ins Blut spritzt?

Mein Mitgefühl nimmst du mir nicht, Frankfurt!

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 15. März 2017 in der Rubrik Meinungen, erschienen in der Ausgabe , .

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Manon Priebe ist freie Journalistin in Frankfurt und Würzburg und Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt". Sie twittert unter @manonpriebe