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Von – 21. April 2017

Weißfrauenkirche: Abschied von der Winterspeisung

Die Hoffnungsgemeinde strukturiert ihr Angebot für arme und obdachlose Menschen um und konzentriert sich in Zukunft ganz auf die Kaffeestube Gutleut. Die wird vergrößert und im Sommer neu eröffnet.

In Frankfurt muss niemand hungern – auch dann nicht, wenn es ab kommendem Jahr eine Winterspeisung weniger geben wird. Die Hoffnungsgemeinde im Gutleutviertel will eines ihrer Angebote für Obdachlose aufgeben und den Fokus auf neue Aufgaben legen. „Wir haben lange überlegt, ob wir unsere Winterspeisung weiterführen sollen, haben uns dann aber entschieden, das Projekt aufzugeben“, sagt Pfarrerin Jutta Jekel.

Über dreißig Jahre lang hat die Gemeinde in der Weißfrauenkirche im Januar oder Februar einen Monat lang eine Winterspeisung organisiert. Den jeweils anderen Monat übernahm die Katharinengemeinde, die die Aktion in der Katharinenkirche auch in Zukunft weiterführen will. Etwa 250 bis 300 Gäste pro Tag nahmen das Angebot wahr. Dafür warb die Hoffnungsgemeinde jedes Jahr rund 35.000 Euro an Spendengeldern ein.

Vor dreißig Jahren war die Situation noch anders

„Als die Winterspeisung vor dreißig Jahren ins Leben gerufen wurde, gab es in Frankfurt noch nicht die Versorgungsstruktur, wie wir sie heute haben“, sagt Michael Frase, Leiter Diakonisches Werk für Frankfurt. „Inzwischen haben wir mit den Tagestreffs von Caritas und Diakonie ein dauerhaftes Angebot, das das ganze Jahr über warme Speisen anbietet. Die Grundversorgung ist also gedeckt, auch wenn es die Winterspeisung der Hoffnungsgemeinde nicht mehr gibt.“

Für viele Menschen, die zur Winterspeisung kamen, lag das Besondere allerdings nicht nur in der Versorgung mit Essen, sondern auch in der Möglichkeit, hier Zuwendung und einen Ausbruch aus der gesellschaftlichen Isolation zu erfahren, insbesondere in der Begegnung mit den ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern aus verschiedenen Bereichen der Gesellschaft. „Das war für uns lange Zeit die große Qualität unserer Winterspeisung“, sagt Kirchenvorstandsvorsitzender Helmut Völkel. „Wir haben in den letzten Jahren aber beobachtet, dass wir dem nicht mehr gerecht werden können, weil sich durch die Verschiebung der Klientel hin zum osteuropäischen Publikum immer mehr das Problem der Sprachbarrieren gestellt hat.“

Umbau der Kaffeestube kostet 400.000 Euro

Für die Menschen aus Osteuropa haben Caritasverband und Diakonisches Werk zusammen mit der Stadt Frankfurt voriges Jahr die Multinationale Informations- und Anlaufstelle für neuzugewanderte EU-Bürger/innen (MIA) gegründet, wo diese Menschen Ansprechpartnerinnen in ihrer Muttersprache finden.

„Wir können unsere Kompetenzen besser entfalten, wenn wir unsere Kapazitäten bündeln und uns auf unser Herzensprojekt konzentrieren“, sagt Pfarrerin Jutta Jekel. Dieses „Herzensprojekt“ ist die Kaffeestube, die das ganze Jahr über ein Ort der Begegnung für arme und obdachlose Menschen bietet. Auch dieses Projekt ist spenden- und ehrenamtsbasiert und besteht schon lange, seit 25 Jahren. In den kommenden Monaten soll nun die Kaffeestube vergrößert und im Sommer dann in der Gutleutstraße 131 ebenerdig und mit einem Gartenbereich neu eröffnet werden. Es ist ein Programmangebot an Freizeitaktivitäten geplant und auch die Möglichkeit für warmes Essen. Der Umbau wird rund 400.000 Euro kosten, 150.000 Euro hat die Gemeinde selbst durch Spenden eingeworben, den Rest trägt das evangelische Stadtdekanat.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 21. April 2017 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe , .

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Die Filmemacherin, Journalistin und Autorin Melanie Gärtner mag es, der Welt und den Menschen um sie herum einen aufmerksamen Blick zuzuwerfen: www.m-eilenweit.de.

Kommentare zu diesem Artikel

  • G. Mueller-Debus schrieb am 22. April 2017

    Es ist sicherlich grundsaetzlich zu bedauern, dass eine solche Winterspeisung nicht mehr durchgefuehrt werden soll, aber man kann es auch verstehen, denn die Zielrichtung einer solchen Hilfsmassnahme war urspruenglich wohl eine andere, naemlich die Linderung unmittelbarer Not in der Stadt Frankfurt.

    In dem Artikel klingt ja schon an, dass offenbar die Klientel dieser Veranstaltung zunehmend eine andere wurde als diejenige, die man urspruenglich im Auge hatte.

    Wenn naemlich eine solche Notmassnahme schrittweise immer mehr ausgenutzt wird von aus Osteuropa in die Stadt stroemenden organisierten Bettlern, fuer die es verlockender erscheint, in Frankfurt mit Hilfe von aggressiver Bettelei und Trickdiebstaehlen leben zu koennen, als in ihrer angestammten Heimat zu bleiben, dann wirkt diese Speisung doch als Magnet fuer immer mehr solche Zuzuegler aus Praekriatsgebieten Ost- und Suedosteuropas. Und das kann ja wohl nicht Ziel einer solchen Hilfsmassnahme sein. Insofern darf man die Einstellung dieser Hilfsveranstaltung als durchaus konsequent betrachten.