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Von – 3. Mai 2017

Angst haben alle. Es kommt drauf an, sich davon nicht unterkriegen zu lassen.

Angst als Phänomen ist ein weites und mitunter diffuses Feld. Es zu beleuchten, aus soziologischer und theologischer Perspektive, daran machten sich der Kasseler Soziologieprofessor Heinz Bude und der Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland, Thies Gundlach, auf Einladung der Evangelischen Akademie Frankfurt.

Diskutierten in der Heiliggeistkirche über Angst: Heinz Bude (Mitte links) und Thies Gundlach (Mitte rechts), moderiert von Gunter Volz, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung in Frankfurt (links) und Thorsten Latzel, dem Leiter der Evangelischen Akademie Frankfurt (rechts). Foto: Angela Wolf

Angst haben alle. Vor einem großen Hund, davor, den Job zu verlieren, vor einer medizinischen Diagnose. Ängste lassen sich auf den unterschiedlichsten Ebenen beschreiben, subjektiv oder gesellschaftlich. Auch dass aktuell populistische Ideen stärker werden, hat etwas mit Ängsten zu tun und ruft Ängste hervor. Was haben Geisteswissenschaften wie Soziologie und Theologie dazu zu sagen? Darum ging es an einem Abend in der Heiliggeistkirche.

Die Menschen heute seien geradezu umhüllt von Angst, meint Heinz Bude, Soziologe von der Uni Kassel. Sicherheiten, Gewissheiten, Konstanten – das alles gehört einer, vielleicht auch verklärten Vergangenheit an. „Jeder läuft ständig Gefahr, eine falsche Entscheidung zu fällen, bei den unendlich vielen Möglichkeiten, die überall aufwarten.“

In wen wir uns verlieben, an welcher Uni wir studieren, in welcher Stadt wir uns niederlassen – alles Entscheidungen von höchster Bedeutung. So viel kann man falsch machen. Dazu kommen äußere Angstmacher: Religionen, die in Terror ausarten, Kriege auf der ganzen Welt, Flüchtlingselend, die Türkei, Donald Trump. Und viele in der heute jungen Generation leben in dem festen Glauben, dass das vermutlich noch nicht alles gewesen ist: Es kommt bestimmt noch schlimmer!

Keine Angst vor der Angst

Was hilft aus diesem Dilemma? Die Politik? Nun ja. „Die Politik neigt zu zwei Fehlern“,  sagt Bude. „Erstens, dass sie Angst vor der Angst der Menschen hat und deswegen die Ängste nicht thematisiert. Zweitens, dass sie behauptet, sie könnte Menschen die die Angst nehmen.“ Sattdessen müsse die Botschaft der Politik lauten: Habt keine Angst vor eurer Angst. Begreift Sie als Chance, begreift sie innovativ.

Und die Religion, kann die helfen? Die Reformation hat es zu ihrer Zeit geschafft, viele Menschen von ihren Ängsten zu befreien. Mit dem Durchbruch einer neuen Erkenntnis von Gott schenkte sie ihnen Selbstbewusstsein und individuelle Freiheit – allerdings begrenzt in Demut. Und heute?

„Es geht nicht darum, Ängste zu leugnen“, so der Theologe Thies Gundlach. „Es geht darum, Ängste zu verstehen, sie zu interpretieren. Und dabei hilft der Glaube an Gott.“ Angesichts der Schattenseiten der heutigen Optionsgesellschaft appelliert er an den Versuch, reflektiert und voll innere Stärke „an der richtigen Stelle Angst zu haben.“

Während in einem soziologischen Sinn Ängste mit der Orientierung an den anderen zusammenhängen, wende sich der Glaube an den „inneren Menschen“. In Gottvertrauen lasse sich eine innere Ich-Stärke entwickeln, so Gundlach. „Eine beruhigte Seele führt zu innerer Gelassenheit und frommer Stärke. Das dadurch erwachsene, gefestigte Selbst lässt sich von Angst nicht anstecken.“

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 3. Mai 2017 in der Rubrik Gott & Glauben, erschienen in der Ausgabe .

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Angela Wolf studierte Soziologie, Politikwissenschaften und Psychoanalyse in Frankfurt am Main, arbeitet als freie Autorin und ist ehrenamtlich aktiv.

Kommentare zu diesem Artikel

  • Dione Zimmer schrieb am 4. Mai 2017

    Guten Tag,
    Ich leide unter Depression und habe ständige Angst und weiß nicht warum…da ich manchmal komische Gedanken habe würde ich als Suizidgefardet eingestuft….ich weiß nicht wovon habe ich dieser Angst das mich so dominiert.
    Können Sie mir vielleicht ein paar tips geben was könnte ich tun?
    Vielen Dank

  • Antje Schrupp schrieb am 4. Mai 2017

    @Dione Zimmer – Rufen Sie doch bitte bei der Telefonseelsorge an. Dort sprechen Sie mit geschulten Menschen, die Ihnen entweder direkt helfen können oder genau wissen, an welche Stellen Sie sich mit Ihren persönlichen Problemen wenden können: Telefon 0800/111 0 111. Ihnen alles Gute!