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Von – 25. September 2017

Eine Ehe ist keine Inszenierung

Perfekt soll er sein, der erste Tag vom Rest des gemeinsamen Lebens. Aber was ist Teil eines Traugottesdienstes – und was Hollywood-Inszenierung?

Am Arm des Vaters schreitet die Braut in die Kirche, am Altar übergibt der Vater sie dem Schwiegersohn – in welchem Film läuft das nicht so ab? Doch das steckt dahinter: Die Frau wurde früher qua Eheschließung von einer Unselbstständigkeit in die nächste überführt, aus der Obhut des Vaters in die des Ehemannes. Erstaunlicherweise seien es meist die Bräute, die das schön finden, sagt Wilfried Steller, der als Gemeindepfarrer in Fechenheim viele Trauungen vollzieht. „Aber das damit verbundene Rollenbild beleidigt im Grunde Ehefrau und Ehemann.“

Eine kirchliche Trauung ist ein Gottesdienst, für den es feste Regeln und Abläufe gibt – eine Übergabe der Braut ist nicht Bestandteil davon. Vielmehr betreten die Eheleute die Kirche in der Regel gemeinsam und verlassen sie auch so. Denn sie sind ja bereits rechtsgültig verheiratet und haben gemeinsam beschlossen, dies nun vor Gott zu bestätigen.

Spannung baut eine Hollywood-Romanze meist noch mal auf, wenn der Priester die Gäste auffordert: „Wer einen Grund vorbringen kann, warum dieses Paar nicht den Bund der Ehe eingehen soll, der möge jetzt sprechen oder für immer schweigen.“ Tatsächlich stammt dieser Satz aus dem „Book Of Common Prayer“ von 1662 der anglikanischen Kirche. Gemeint sind damit aber konkrete, rechtliche Gründe, zum Beispiel, ob einer der Partner schon verheiratet ist. In einem Traugottesdienst wären Bedenken in Deutschlandohnehin zu spät, da hier die Zivilehe gilt. Und diese wird auf dem Standesamt geschlossen.

Ein Ringtausch im Traugottesdienst ist möglich, aber nicht zwingend. Wenn, ist er Teil des „Traubekenntnisses“ der Eheleute. Gesegnet werden die Ringe nur bei katholischen Trauungen, nach evangelischem Verständnis werden nur Menschen, keine Dinge gesegnet.

Foto- und Filmaufnahmen sind in einer Kirche nicht verboten. Ob während des Gottesdienstes geklickt werden darf, sollte aber vorher mit der Pfarrerin und dem Brautpaar abgesprochen werden.

Wie viel Inszenierung so eine kirchliche Trauung braucht? „Wie die Ehe gelebt und gestaltet – und eben nicht inszeniert – werden will, so auch die Trauung“, sagt Pfarrer Steller. „Die Ehe ist Versprechen und Wagnis zugleich, und auch die perfekte Feier kann den Segen Gottes nicht ersetzen.“

Mehr zum Thema: Traugottesdienst: Lieber echt und originell als inszeniert

Sam Rockwell und Drew Barrymore in einer Szene aus dem Film “Geständnisse“. Foto: Picture Alliance

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 25. September 2017 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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Manon Priebe ist freie Journalistin in Frankfurt und Würzburg und Mitglied in der Redaktion von "Evangelisches Frankfurt". Sie twittert unter @manonpriebe