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1. April 2007

Internetspiele können zur Sucht werden

„Es kann schon mal sein, dass ich mir den Wecker stelle, weil ich weiß, ich werde zu einer bestimmten Zeit angegriffen“, erzählt ein 28 Jahre alter Student und passionierter Online-Spieler. Was als spaßiger Zeitvertreib am Computer begonnen hat, wird für manche Menschen zu einem ernsthaften Zeitproblem. In Onlinespielen wie „World of Warcraft“ sind die Spieler und Spielerinnen über das Internet miteinander verbunden und bewegen sich gemeinsam in einer virtuellen Welt voller Hexenmeister und anderer Helden. Einige dieser Spiele laufen rund um die Uhr, auch wenn man selbst gerade nicht aktiv ins Spielgeschehen eingreift.

Da kann es dann schon mal vorkommen, dass man ein Uniseminar verpasst, um den Anschluss nicht zu verlieren. „Online-Spiele haben verglichen mit normalen Computerspielen ein erhöhtes Suchtpotential, weil man in eine Spielergemeinschaft eingebunden wird und so oft wie möglich online sein muss, um seine Fertigkeiten auszubauen“, erklärt Joachim Otto, Leiter der Evangelischen Suchtkrankenberatung. „Ich bin ein Zocker, das stimmt“, gesteht der BWL-Student ein. Aber von einer Sucht würde er nicht sprechen.

„Wo eine Spielsucht anfängt, lässt sich nur schwer bestimmen“, sagt Otto. Doch wenn man beginnt, seinen Tagesablauf nach einem Computerspiel auszurichten, wenn man Arzttermine verschiebt, weil die nächste Schlacht ansteht, oder immer weniger Zeit mit seinen realen Freundinnen und Freunden verbringt, dann sollte man schon ins Grübeln kommen. „Solange ich meinen Kram erledige, ist das für mich kein Problem.“, erklärt hingegen der junge Akademiker. Bestimmte Seminare würden ja immer wieder angeboten, da käme es auf ein Semester nicht an.

Tatsächlich haben wohl die meisten Onlinespieler die Sache im Griff. Manche kommen aber nur mit professioneller Hilfe von der Sucht wieder los. Joachim Otto setzt sich deshalb dafür ein, dass Online-Spielsucht offiziell als Krankheit anerkannt wird, damit die Kassen entsprechende Behandlungen übernehmen. Allerdings sei es wie bei allen Süchten: „Die Einsicht einer Abhängigkeit ist die Voraussetzung, um überhaupt Hilfe suchen und annehmen zu können.“ Kontakt: Evangelische Suchtkrankenberatung, Telefon 15059030.

Bastian Michailoff

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. April 2007 in der Rubrik Lebenslagen, erschienen in der Ausgabe .

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