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Aktuell

1. September 2007

Putzen, Einkaufen, Gesellschaft leisten

p(einleitung). Niederräder Gemeinden vermitteln Haushaltsdienste auf Stundenbasis

Ihren Haushalt hat Ruth Weber ein Leben lang selbst besorgt – und das wollte die 82-Jährige auch nach ihrem Schlaganfall so halten. Ihr Gatte indes sah das anders. Es sei „nicht ganz einfach gewesen“ seine Frau zu überzeugen, Hilfe anzunehmen, sagt Franz Weber.
Für Menschen wie die Webers ist das Hilfenetz der Niederräder Kirchengemeinden gedacht. Die im Mai gegründete evangelisch-katholische Initiative bietet Menschen, die alt oder in vorübergehenden Notsituationen sind, auf legale Weise Unterstützung an.

!(kasten)/2007/09/seite09_oben.jpg(Ruth Weber – links – hat sich von ihrem Mann Franz überzeugen lassen, sich im Haushalt helfen zu lassen: Zwischen Sigall Erdmann – rechts – und ihr stimmt die Chemie. | Foto: Doris Stickler)!

Ob es um Saubermachen, Gartenarbeiten, Einkäufe oder kleine Reparaturarbeiten geht – die Auftraggeber überweisen pro Stunde 10,50 Euro an das Hilfenetz. Ist das Einkommen zu gering, übernehmen Versicherungsträger oder Sozialrathäuser diese Kosten. Von dieser Summe wird den Beschäftigten acht Euro ausgezahlt. Vom Differenzbetrag werden die Helferinnen und Helfer gegen Schäden und Unfälle versichert sowie die anfallenden Telefon- und Materialkosten abgedeckt. Die „Aufwands­ entschädigung für ehrenamtliche Tätigkeiten“ – so der juristisch korrekte Begriff – darf jedoch pro Person die Grenze von 2100 Euro im Jahr nicht überschreiten.

Karin Greiß hat die Organisation des Hilfenetzes übernommen und arbeitet zu denselben Kon­ ditionen. Bei der Vermittlung achtet sie sehr darauf, dass „die Leute zusammen passen“. Die ehemalige Personalleiterin verlässt sich da­ bei nicht nur auf formale Qualifikationen, sondern vor allem auf ihre Menschenkenntnis. Inzwischen verfügt sie bereits über einen Pool von 24 Helferinnen und Helfern. Es sind über­ wiegend Arbeitslosengeld II-Empfänger, Studentinnen oder Hausfrauen. Mit allen hat die 63 Jahre alte Ruheständlerin persönliche Gespräche geführt und Einsatzmöglichkeiten ausgelotet. Allerdings hätten erst zehn von ihnen einen Vertrag unterzeichnet, so Greiß. Sie könne eben nicht jede Person überall unterbringen: Mit einem männlichen Helfer zum Beispiel hätte sich Ruth Weber vermutlich noch schwerer getan.

!(rechts)/2007/09/seite09_mitte.jpg(Vermittelt wurde die Haushaltshilfe von Karin Grieß, die das Ökumenische Hilfenetz Niederrad koordiniert. | Foto: Doris Stickler)!

Seit Juli geht ihr nun Sigall Erdmann für drei Stunden in der Woche zur Hand, und die anfänglichen Bedenken haben sich in Wohlgefallen aufgelöst. Die „Chemie“ stimmt, das Vertrauen ist da, und auch das „gemeinsame Gläschen in der Pause“ möchte Ruth Weber nicht mehr missen. Das Hilfenetz sei ihm bei der Suche nach einer Unterstützung regelrecht „entgegengelaufen“, sagt Franz Weber. Der frühere Inhaber eines Handwerksbetriebs hätte sich zwar auch an die Agentur für Arbeit gewandt, aber befürchtet, „dass dann jeden Monat eine andere Person kommt“. Die Initiative der Kirchengemeinden hält er da für „solider“.

Das von ähnlichen Initiativen in den Nachbarstadteilen Goldstein und Schwanheim inspirierte Niederräder Modell wird vom Quartiersmanagement des Caritasverbandes unterstützt und von städtischer Seite als „beschäftigungswirksamer Impuls vor Ort“ gelobt. Nachbarschaftlicher Beistand besitze in Kirchengemeinden zwar von jeher einen hohen Stellenwert, sagt Pfarrerin Angelika Detrez von der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde. Aufgrund der gestiegenen Nachfrage habe der Bedarf jedoch in letzter Zeit zunehmend jenes Maß überschritten, das auf die traditionelle Weise mit ehrenamtlichen Kräften zu leisten sei.

p(autor). Doris Stickler

p(hinweis). Kontakt: Ökumenisches Hilfenetz Niederrad, Goldsteinstraße 16, Telefon 67725310, E-Mail: „hilfenetz-niederrad@web.de“:mailto:hilfenetz-niederrad@web.de

p(hinweis). Ökumenisches Hilfenetz Goldstein/Schwan­heim, Am Kiesberg 3,
Telefon 66403806, „hilfe-netz@web.de“:mailto:hilfe-netz@web.de.

h3. Älter werden als Herausforderung

Frauen leben im Durchschnitt sieben Jahre länger als Männer und stellen über 80 Prozent der Hochaltrigen. Auch mit den Auswirkungen des demografischen Wandels sind Frauen in besonderer Weise konfrontiert: So liegt die Pflege älterer Familienangehöriger in neun von zehn Fällen in der Hand der Töchter oder Schwiegertöchter.

Unter dem Motto „Heraus­ forderung Älter werden“ lädt das Evangelische Frauenbegegnungszentrum im Herbst Frauen ein. Um Lebensmodelle in einer älter werdenden Gesellschaft geht es am Freitag, 19. Oktober, um 18 Uhr mit Antje Schrupp, Autorin des Buches „Methusalems Mütter“.

Über unterschiedliche Altersbilder spricht am Freitag, 26. Oktober, um 18 Uhr die Sozialgerontologin Renate Drevensek. Unter dem Motto „Alte Damen schießen besser“ stellen Jutta Wilkesmann und Hilde Ganßmüller vom Buchladen „Die Wendeltreppe“ am Montag, 29. Oktober, um 19 Uhr Krimis vor, bei denen alte Damen die Hauptrolle spielen. Nähere Infos unter Telefon 9207080.

Artikelinformationen

Beitrag veröffentlicht am 1. September 2007 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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