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Von – 1. Juni 2000

Eine Oase im Werden

Die Pfingstkirchengemeinde in Nied hat ein genaues Bild von dem, was sie gerne sein möchte: Offen und freundlich, aufgeschlossen und einladend, so stellt Pfarrerin Dr. Irene Dannemann ihre Gemeinde dar. Hier am Rande der großen Stadt, eingebettet zwischen den Stadtteilen Griesheim und Nied mit ihren sozialen Spannungen und abgeschottet gegenüber der Welt draußen, verborgen hinter den modernen Grenzbefestigungen aus Hauptverkehrsstraßen und Bahnlinien, verbirgt sich ein kleiner grüner Sprengel mit überschaubaren Wohneinheiten in Straßen, die nach Rehen, Elstern, Eichhörnchen oder Iltis benannt sind. Das einstmals „grüne Paradies der Großstadt“, wo sich lange noch Äcker, Gärten und kleine Waldstücke erstreckten, wurde nach dem Zweiten Weltkrieg bebaut.

1947 begann der Aufbau der „bizonalen Siedlung“, wo sich amerikanische und britische Besatzungszone vereinten und in kleinen Reihenhäusern und Wohnblocks bald fast 5 000 Einwohner lebten. Zur Kirche mussten sie bis in die Segensgemeinde in Griesheim, unweit des Mainufers, wandern. Erst 1954 wurde das neue Viertel als eigenständige Gemeinde anerkannt. Kindergarten, Gemeindesaal und Gemeindezentrum entstanden inmitten der neuen Pfingstkirchengemeinde.

Heute stehen diese Gebäude wie vielerorts in Frankfurt zur Disposition. Den Kindergarten gibt es schon seit 1979 nicht mehr, der Gemeindesaal, der heute als Kirche genutzt wird, ist düster und für einen normalen Sonntagsgottesdienst in der knapp 1 600 evangelische Christen zählenden Gemeinde viel zu groß, die Räume insgesamt renovierungsbedürftig und wenig einladend. Zwar hatte es vor einigen Jahren schon einen Versuch gegeben, die Gebäude zu reduzieren, als das Gemeindehaus zum Wohnhaus umfunktioniert wurde, doch nun steht der nächste Verkleinerungsschritt an. Ihn sieht Pfarrerin Dannemann auch als Chance, denn bisher ist von der offenen und einladenden Kirche, die die Gemeinde so gern sein möchte, noch nicht viel zu spüren. Die Kirchentür verbirgt sich hinter Büschen und Bäumen, die riesige Grünfläche hinter dem Haus könnte einen wunderschönen Park abgeben, wenn sie entsprechend gestaltet würde, doch bisher bilden eine lieblos ausgehobene Sandkiste und ein altersschwaches Klettergerüst die einzigen Attraktionen. Zudem ist der Zugang zu der großen Wiese nur Eingeweihten bekannt, überall stößt man in dem weitläufigen Gelände auf verschlossene Türen.

Die Gemeinde nimmt diese traurige Umgebung allerdings nicht resigniert hin, sondern erkennt offenbar das Potenzial, das in dem Gelände steckt: „Hier soll eine Oase entstehen“, verspricht die Pfarrerin. Viele verschiedene Menschen sollen hier Ruheräume finden und Platz für Aktivitäten, auftanken können und sich an Leib und Seele kräftigen, Platz soll geschaffen werden für Gottesdienste und Feste, für die Kinder- und Jugendgruppen, die Senioren und Frauenkreise, den Chor und auch für die Gruppen aus Nied, denen im weiten Umkreis öffentliche Räume für ihre Veranstaltungen fehlen. Und, das ist Irene Dannemann ganz wichtig, hier, wo das Herz der Gemeinde schlagen soll, muss auch ein „sakraler Raum“ entstehen für Gebete, Meditationen, Andachten, der ruhig klein sein darf, sich aber doch abheben soll von den anderen, eher multifunktionalen Räumen.

In Gemeindeversammlungen und Gesprächen ist die Gemeinde derzeit dabei, gemeinsam mit Architekten Pläne zu schmieden, damit die Pfingstkirchengemeinde sich endlich so offen und freundlich präsentieren kann, wie es ihre Mitglieder schon lange sind.

Artikelinformationen

Beitrag von , veröffentlicht am 1. Juni 2000 in der Rubrik Stadtkirche, erschienen in der Ausgabe .

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